Offener Röhrenverstärker

Röhrenverstärker defekt?

« Tipps für die Fehlerdiagnose »

Es ist ein Alptraum für jeden Musiker: Gerade noch röhrt der Amp tadellos, in der nächsten Sekunde gibt er keinen Ton mehr von sich. Doch keine Panik! Wenn der Röhrenverstärker defekt ist, lässt sich die Ursache für den Fehler oft in Eigenregie finden. Dazu sollte man systematisch und Schritt für Schritt vorgehen. Viele kleinere Verstärkerdefekte lassen sich auch im Do-it-Yourself-Verfahren beheben. Bei manchen Verschleißerscheinungen und Schäden ist aber der Weg zum Techniker unumgänglich. Wir erklären in diesem Artikel, wie sich typische Verstärkerdefekte diagnostizieren lassen und bei welchen technischen Defekten einen Weg zum Profi angeraten ist.

Achtung

Bei allen Arbeiten am Röhrenamp sollte stets mit Besonnenheit und Vorsicht vorgegangen werden.

Im Inneren von Amps können lebensbedrohliche Spannungen auftreten – auch nachdem der Verstärker vom Strom getrennt wurden, können Gefahren auf den unvorsichtigen Bastler lauern.

Wer sich nicht sicher ist, welche Bauteile gefahrlos berührt oder getauscht werden können und/oder sich nicht mit Messgeräten und Co. auskennt, sollte sich beim technischen Defekt unbedingt an einen Profi wenden.

Diverse Geräte eines Elektrikers - Röhrenverstärker defekt?

Fehlerdiagnose – Woran liegt es wirklich?

Wenn der Amp stumm bleibt, ist das kein Grund, in Panik zu geraten. Oft handelt es sich nur kleinere Verschleißerscheinungen. Nicht selten liegt die Ursache auch an anderen Teilen der Signalkette, die nicht im Amp verbaut sind. Häufig ist das zusätzliche Gitarren-Equipment sogar deutlich empfindlicher als der Röhrenverstärker. Bei der Diagnose hat es sich bewährt, dem Signalweg zu folgen. Sprich: Dort mit der Überprüfung zu beginnen, wo das Signal herkommt (z.B. Gitarre) und dort zu enden, wo das Signal wiedergegeben wird (z.B. Lautsprecher). Die Fehlerdiagnose kann also anhand der folgenden Schritte durchgeführt werden.

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Schritt 1: Andere Störfaktoren ausschließen!

Um sicherzustellen, dass der Defekt tatsächlich am Verstärker und nicht an der Gitarre, den Kabeln oder an Effektgeräten zu suchen ist, sollte der Verstärker zunächst so gut es geht isoliert werden. Das bedeutet alle überflüssigen Zubehörteile abstöpseln: Funkempfänger, Effektgeräte, Power-Soaks, Equalizer und Co. sollten als potenzielle Störquelle ausgeschlossen werden. Für den Test sollte der Aufbau bei einem Cabinet-Set-Up wie folgt aussehen: Gitarre – Gitarrenkabel – Amp – Lautsprecherkabel – Lautsprecher. Auch die Stromversorgung sollte entsprechend simpel aufgebaut sein. Ideal ist es, den Verstärker mit einem einfachen Netzkabel an eine eigene Steckdose zu hängen.

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Schritt 2: Signal entlang der Kette verfolgen

Ist der Versuchsaufbau hergestellt, sollten nun alle Komponenten einzeln ausprobiert werden. Dabei beginnen wir mit dem Instrument – ideal ist es daher, eine weitere Gitarre zur Hand zu haben. Das ist bei den allermeisten Gitarristen zum Glück weniger ein Problem. So kann überprüft werden, ob der Fehler an einem schadhaften Instrument liegt. Ist die Gitarre als Fehlerquelle ausgeschlossen, kommt als nächster Schritt das Instrumentenkabel auf den Prüfstand, dann das Lautsprecherkabel, dann die Lautsprecher selbst. Schließlich ist auch die Stromversorgung zu checken. Bleibt der Fehler bei allen Kombinationen bestehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich um einen Röhrenverstärker Defekt handelt.

Reparatur-Werkbank

Typische Defekte am Röhrenverstärker erkennen

Steht fest, dass der Fehler seinen Ursprung im Amp hat, lautet die nächste Aufgabe, herauszufinden, welches Bauteil genau Probleme macht. Zwar besteht der Röhrenverstärker aus einer Unzahl von Bauteilen, zum Glück weisen jedoch die meisten Teile bei einem Fehler sehr charakteristische Symptome auf. Wir stellen die häufigsten Probleme und Anzeichen vor.

Wie erkennt man defekte Röhren?

Na klar, der Amp macht Probleme – da ist ein Blick auf die Verstärker-Röhren nie verkehrt. Doch wie erkennt man defekte Röhren? Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Röhrenfehlern: Mechanisch zerstörte Röhren, äußerlich unbeschädigte, aber nicht funktionierende Elektronenröhren und alternde Röhren. Einige Fehler lassen sich schnell identifizieren: Eine mechanisch beschädigte Röhre kann nicht mehr funktionieren, ihr Vakuum ist nicht mehr intakt. Mechanische Beschädigungen am Glaskolben, an den Elektroden oder an der Fassung lassen sich in der Regel auf den ersten Blick erkennen.

Elektronenröhren, glühend, Nahaufnahme - Röhrenverstärker defekt?

Auch komplett funktionslose Röhren sind denkbar einfach zu entdecken: Ist der Amp eingeschaltet und alle Röhren bis auf eine glühen fröhlich vor sich hin, ist der Kandidat schnell ermittelt. Komplizierter sieht es aus, wenn alle Röhren zwar laufen, aufgrund ihrer natürlichen Alterung jedoch langsam, aber sicher an Leistung verlieren. Die Alterung ist bei Elektronenröhren ein normaler Prozess, der durch sorgsamen Umgang zwar verlangsamt, jedoch nie aufgehalten werden kann. Ist eine Röhre einmal nahe ihrem natürlichen Ende angelangt, können unterschiedliche Probleme auftauchen.

Verstärkerröhre Einbau auf Platine

Mikrofonie durch alternde Röhren

Produziert der Amp eine ganze Reihe fieser Feedback-Kaskaden, so kann eine überalterte bzw. schlecht bis nicht selektierte Röhre daran schuld sein. Die Röhren lassen sich beim Spiel sehr schnell zum Feedback bringen und auch ein Herunterregeln der Gitarrenlautstärke löst das Problem nicht.

Um die betreffende Röhre zu ermitteln, ist der altbekannte Klopftest am verlässlichsten: Ein nicht leitender Stab (z.B. Bleistift) wird im laufenden Betrieb vorsichtig an die Röhren geklopft. Dabei dürfte eigentlich nur ein dumpfer “Pock-Laut” zu hören sein. Neigt die angeklopfte Röhre zur Mikrofonie, so entsteht beim Klopftest ein deutlich vernehmbarer Feedback-Sound.

Empfehlung: Die TAD-Premium-Tubes

Vor- oder Endstufe?

Gibt der Amp einfach keinen Sound mehr von sich, obwohl alle Röhren scheinbar laufen, kann die Position der fehlerhaften Röhre auch unter Zuhilfenahme des Effektloops ermittelt werden – so dieser denn vorhanden ist.

Verschwindet das Problem, wenn die Gitarre direkt in den Effekt-Return eingesteckt wird (das Signal wird leise, aber hörbar sein), sitzt die kaputte Elektronenröhre in der Vorstufe. Besteht das Problem fort, sollten die Endstufenröhren getauscht werden.

Der Röhrenwechsel

Ist die schadhafte Elektroröhre ausgemacht, geht es an den Austausch. Ein Röhrenwechsel ist in der Regel unproblematisch. Nach Auswahl der geeigneten Röhre muss man den Amp vom Stromanschluss trennen, die Abdeckung öffnen und die Elektronenröhre aus der Fassung nehmen. Im Anschluss daran setzt man die neue Elektronenröhre einfach ein und sichert sie mit der vorgesehenen Halteklammer.

Aber Achtung! Je nach Verstärkermodell sollte zwingend der Bias-Strom beachtet werden. Ist ein Biasabgleich beim Endstufenröhren nötig, so empfehlen wir diesen immer vom Fachmann durchführen zu lassen. Auch hier empfehlen wir die TAD-Premium Selected. Aufgrund der aufgedruckten Messwerte, können Röhren problemlos auch einzeln, gegen passende Röhren mit entsprechenden Messwerten ersetzt werden, sollte es zu deinem Defekt kommen.

Elektronenröhrentausch
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Kratzen, Rauschen und Knistern – die üblichen Verdächtigen

Häufig kommt es zu Defekten und Verschleißerscheinungen an Potentiometer, Steckern oder Kontakten. In den meisten Fällen lässt sich diese Form von Defekten recht unkompliziert diagnostizieren. Denn typischerweise tritt der Fehler nur auf, wenn ein Poti bewegt, ein Stecker berührt oder ein Fader genutzt wird. Häufigste Ursache für diese Art von Defekten am Röhrenverstärker sind korrodierte Kontakte. Potentiometer und Kontakte lassen sich glücklicherweise mit geeigneten Mitteln zur Kontaktpflege sehr gut reinigen und wieder fit machen. Zur Not und mit ein wenig Lötkolben-Erfahrung ist dieser Röhrenverstärker-Defekt auch schnell wieder repariert.

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Zum Testen der unterschiedlichen Bauteile hilft es, die einzelnen Segmente des Amps zu prüfen: Jeden Poti nacheinander drehen, alle Fader benutzen und auch die Steckverbindungen überprüfen, um den Defekt am Amp zu finden.

Ausgangsübertrager, Netzteil, Kondensatoren

Hilft alles Testen und Probieren nichts und der Amp bleibt weiterhin stumm, liegt höchstwahrscheinlich ein komplizierter Defekt vor, der den Weg zum Fachmann erforderlich macht. Die Arbeit an den stromführenden Elementen eines Amps ist nur dann zu empfehlen, wenn der Umgang mit Messgeräten sicher beherrscht wird und die Funktionsweise der Einzelteile bekannt ist.

Selbst, wenn sich der Defekt am Röhrenverstärker eindeutig auf ein bestimmtes Verstärkerbauteil zurückführen lässt, ist der Austausch oft kompliziert: Passende Verstärkerersatzteile müssen gefunden und die schadhaften Bauteile demontiert werden. Der Anschluss neuer Komponenten ist oft nur mithilfe eines geeigneten Schaltplans möglich. Diesen zu lesen und zu verstehen, erfordert schon einiges an Fachkenntnis im Bereich der Elektrotechnik. Lange Rede, kurzer Sinn: Nur wer sich wirklich gut in der Materie auskennt, sollte sich an das Auswechseln von Netzteilen, Übertragern oder Kondensatoren machen.

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Defekte am Röhrenverstärker – im Zweifel auf den Fachmann setzen

Ein Röhrenverstärker-Defekt kann einen als Musiker sicher leicht zur Verzweiflung bringen. Doch in der Regel sind die meisten Probleme schnell und unproblematisch zu lösen. Wichtig ist eine gründliche Fehleranalyse und das Wissen, welche Bauteile sich auch von Laien auf dem Gebiet der Elektrotechnik auswechseln lassen. Die Reparatur eines Röhrenverstärkers sollte nur dann selbst versucht werden, wenn die Hintergründe der technischen Funktion bekannt und das notwendige Equipment zur Hand ist. Und auch dann gilt es, die Sicherheitsvorschriften unbedingt zu beachten! Liegt ein komplizierter Defekt vor oder traut man sich die Reparatur einfach nicht zu, ist es immer besser, auf den Reparaturservice vom Fachmann zu setzen. Wir helfen dir immer gerne deinen Röhrenverstärker Defekt zu beheben, sodass es schnell wieder laut werden darf.
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Bildquellen:
Beitragsbild: © dizfoto1973 – stock.adobe.com
Diverse Tools eines Elektrikers: © Africa Studio – stock.adobe.com
Zwei E-Gitarren: © WujuPlanet – stock.adobe.com
Elektronenröhren, Nahaufnahme: © simone_n – stock.adobe.com
Jemand wechselt die Röhre vom Verstärker: © kustvideo – stock.adobe.com