Bassamp – Röhre oder Transistor?

Machen wir es kurz! Auch beim E-Bass führt aus unserer Sicht kein Weg an einem gut eingestellten und auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmten Röhrenamp vorbei. Warum ist das so? Welche Faktoren spielen bei der Auswahl eines geeigneten Bassamps eine Rolle? Welche grundlege Unterschiede in System und Bauweise gibt es? Das alles betrachten wir in diesem Artikel. 

Bassamp vs. Gitarrenverstärker – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

In diesem Artikel wollen wir uns um den Bassgitarrenverstärker und seine Besonderheiten kümmern. Auf den ersten Blick handelt es sich beim Bassamp natürlich um einen normalen Verstärker. Dieser wird entweder als Transistorverstärker oder auf Röhrenbasis designt. Der besondere musikalische Nutzen der Bassgitarre in der modernen Musik macht einige Anpassungen am Verstärkerkonzept notwendig – und somit die Frage nach dem besten System für den eigenen Zweck wieder aktuell. Besonders wichtig sind bei der Unterscheidung zwischen Gitarrenverstärker und Bassamp vor allem die Faktoren Sound und Leistung.

Achtung: Alle dargestellten Faktoren sind Grundsätze und es gibt zahlreiche Beispiele von Künstlern, die abseits aller Grundsätze geniale Sounds kreiert haben!

Faktor Sound

Die Aufgaben von Gitarre und E-Bass sind im modernen Bandkontext sehr unterschiedlich. Während die Gitarre als Harmonieinstrument dafür verantwortlich ist, die melodische Struktur eines Songs zu erschaffen, bewegt sich der Bassist mit seinem Instrument in einer Scheinwelt zwischen Harmonie- und Rhythmusinstrument. Je nach Spielart liegt der Schwerpunkt des Bassspiels in der Rhythmusbegleitung des Schlagzeugs oder in einer harmonischen Begleitung der Gesamtmelodie. Meist findet sich der Bass irgendwo in der Mitte und muss beide Belange bedienen – und ebenso der Bassgitarrenverstärker.

Entsprechend ist auch der Anspruch an den Klang eines Bassamps ein anderer als bei E-Gitarre und Co. Die Frequenzen der Bassgitarre sind sehr breit gefächert und können von sehr wuchtigen Tiefen bis in den Mittenbereich von Gesang und Gitarre vordringen. Auch die Tonstruktur ist anders angelegt als bei Gitarren und Gesang – weniger häufig werden Röhrenverstärker zum Zerren und in den Overdrive gefahren.

Ein E-Bass Verstärker muss daher einen großen Headroom aufweisen, um den wuchtigen, tiefen Frequenzen Raum zu geben, ohne zu verzerren. Gleichzeitig ist bei manchen Musikstilen eine verzerrte Bassbegleitung erwünscht – hier kommen die natürlichen Dynamiken von Röhren im Verstärker voll zur Geltung.

Leistung

Die tiefen Frequenzen eines Basses wiederzugeben, ist die Aufgabe des Bassamps. Dabei ist aus physikalischer Sicht zu beachten, dass die Verstärkung der tiefen Frequenzen mehr Energie benötigt als die Verstärkung von höheren Frequenzen. Daher ist die Leistung des Bassamps deutlich höher als bei Gitarrenverstärkern üblich. Mit bis zu 500 Watt treten die Amps im Kontext einer Rockband durchaus auf. Je nach gewünschten Einsatzbereich können aber auch weit niedrigere Leistungen ausreichen, um einen guten Basssound zu erreichen.

Die Leistung von Bassamp und Gitarrenverstärker lassen sich also nicht miteinander vergleichen! Der Weg zur Auswahl des besten Verstärkers für den eigenen Einsatzzweck ist dennoch ähnlich. Wir stellen die wichtigsten Entscheidungskriterien vor.

Den richtigen Bassamp auswählen – die wichtigsten Faktoren

Wie immer kommt es bei der Auswahl des richtigen Equipments vor allem auf den geplanten Einsatzbereich des Verstärkers an. Leistung, Bauform, Sound und Technologie eines Verstärkers – wir geben einen Überblick zu den wichtigen Kriterien und geben Beispiele für Einsatzbereiche der jeweiligen E-Bass Verstärkers.

Leistung nach Einsatzbereich

Die Leistung eines Bassamps beeinflusst maßgeblich die erreichbare Lautstärke, aber auch den Headroom des E-Bass Verstärkers. Als Headroom bezeichnet man die maximale Lautstärke, die ein Röhrenverstärker erreichen kann, ohne dass die Röhren in die Verzerrung der Endstufe fallen. Beim Bassamp muss die Leistung weit höher liegen als bei anderen Verstärkern, da die Wiedergabe und Verstärkung von tiefen Frequenzen schlicht mehr Energie benötigt. Typische Leistungsklassen liegen beim Bassverstärker, abhängig von der dahinterliegenden Technologie, zwischen etwa 100 Watt und 700 Watt. Zu beachten ist bei der Leistung vor allen der geplante Einsatzzweck des Bassamps. Im vollen Kontext einer Rockband wird meist empfohlen, einen etwa 500 Watt starken Amp zu fahren, um jederzeit gegen die durchsetzungsstärkeren Instrumente im mittigen Spektrum des Sounds anzukommen. In Übungssituationen sollten Leistungen um die 100 Watt leicht ausreichen! Auch in Aufnahmesituationen und leiseren Bands können niedrige Leistungen besser kontrolliert und eingesetzt werden. Für Liveauftritte ohne zugeschaltete PA sollten 500 Watt Leistung durchaus bereitstehen, um eine sichere Aussteuerung des Basssignals zu gewährleisten.

Bauform

Combo oder Topteil + Boxen? Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bauformen des Bassamp sind aus dem Bereich der Gitarrenverstärker beinahe zu übertragen – aber nur beinahe. Hier kommen Vor- und Nachteile der Bauform bezogen auf den Bassamp:

Combo

Die Combo erfreut sich gerade bei Gitarristen großer Beliebtheit! Die Kombination aus perfekt aufeinander abgestimmten Boxen und Verstärkern ist besonders für Musiker interessant, die ein mobiles System spielen möchten.

Beim Bassamp sieht das leider etwas anders aus: Zwar gibt es auch für den Bass zahlreiche Combos, doch haben diese bei entsprechender Leistungsklasse und Lautsprecherfläche nur wenig mit den mobilen, schnell zu tragenden Amps der Gitarristenfront gemein. Mit einem Gewicht von über 30 Kilogramm sind die Combos nur für gut trainierte Bassisten zu empfehlen..

Es bleiben jedoch die Vorteile der aufeinander abgestimmten Technik und die günstigeren Anschaffungspreise des Bassamp Combos.

Topteil + Boxen

Die Kombination aus Topteil und Boxen als Bassamp ist für alle Bassisten interessant, die ihr Setup modular aufbauen wollen und dabei die volle Stärke von Amp und Lautsprechern entfalten möchten.

Durch die unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten liefert dieser Aufbau eine größere Freiheit bei der Soundgestaltung. Mit einem Topteil und einzelnen Speaker Cabinets ist hier kaum eine Grenze gesetzt.

Auf der anderen Seite ist die Anschaffung von Topteil und Speakern recht teuer und nur schlecht zu transportieren…aber der Drummer hilft bestimmt gerne beim Bassamp Transport!

Sound

Beim Sound ist besonders der musikalische Geschmack des Bassisten ausschlaggebend: Werden eher klare Clean-Sounds gewünscht, sollte auf einen ausreichenden Headroom geachtet und entsprechend “ruhigere” Vorstufen ausgewählt werden. Besonders in Metal und Rock wird der Bass oft verzerrt gespielt – hier ist ein entsprechend heißer Amp angesagt und kann auch mit Effektgeräten weiter angeheizt werden.

Achtung: Bei Bassgitarren lässt sich viel durch die Art und Größe der verwendeten Lautsprecher erreichen. Experimentieren mit Bassgitarrenverstärker und Lautsprechern ist hier Pflicht!

Technologie

Es geht nichts über Röhren! Dynamische, natürliche Sounds mit einer tiefen Wärme und natürlicher Zerrung machen den Bassverstärker mit Röhren aus. Die Argumente hier lassen sich von Gitarre und Co. prinzipiell auf den Bassverstärker übertragen.

Beim Bass ist auch die Leistungsstärke der Röhrentechnologie zu betonen – hier liefern 500 W Power aus der Röhre deutlich mehr Kraft als ein vergleichbar dimensionierter Transistorverstärker mit einer entsprechenden Endstufe. Doch auch diese haben einen Vorteil gegenüber den Röhrenverstärkern! Der im Vergleich größere Headroom kommt Bassisten entgegen, die einen analytischeren Clean-Sound bevorzugen.

Die besseren, natürlicheren und vor allem musikalischeren Ergebnisse lassen sich unserer Meinung nach jedoch mit einem angemessen dimensionierten Röhrenverstärker erzielen!

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Bildquellen:
Beitragsbild: © Voloshyn Roman – stock.adobe.com
Bassist im Proberaum: © Nomad_Soul – stock.adobe.com
Bassist und Saxofonist auf der Bühne: © evannovostro – stock.adobe.com