Jemand schließt E-Gitarre an Verstärker - Gitarrenverstärker rauscht

Wenn der Gitarrenverstärker rauscht oder knistert

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Wenn der sahnigem Röhrensound des Gitarren-Amps von einem Knistern oder Rauschen gestört wird, ist der Frust oft groß. Die Fehlersuche kann bei umfangreichen Setups und Signalwegen eine echte Herausforderung sein. Um dem störenden Geräusch möglichst schnell und systematisch auf den Grund zu gehen, sollten alle Komponenten, die als Ursache der Störgeräusche in Frage kommen, der Reihe nach betrachtet werden. Wir liefern in unserem Artikel einen leicht zu befolgenden Diagnose-Plan, um Defekte und Störungen schnell und sicher zu identifizieren. Außerdem geben wir Hinweise und Tipps zu den typischen Reparaturen und den erforderlichen Ersatzteilen für den Verstärker.

Grundrauschen, Alterung, Störgeräusch – wann liegt ein Defekt vor?

Wenn der Gitarrenverstärker rauscht und der Amp nicht mehr klingt, wie er soll, kann es sich um einen Defekt handeln – mitunter ist aber auch das Alter des Amps und der Elektronenröhren für diese “Misstöne” verantwortlich. Vielfach wird auch das natürliche Grundrauschen des Röhrenverstärkers als störendes Geräusch wahrgenommen, wobei es strenggenommen kein Störgeräusch im engeren Sinne darstellt. Tatsächlich rauscht jeder Verstärker, man spricht hier von dem so genannten Grundrauschen – je nach Bauart ist dieser Rauschteppich mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Röhren-Amps neigen auf Grund ihrer analogen Bau- und Arbeitsweise stärker dazu, dass der Gitarrenverstärker rauscht, als das bei Transistor-Amps der Fall ist. Doch selbst diese modernen Amps weisen ein geringes Verstärkerrauschen auf.

E-Gitarre, Verstärker und diverse Effektgeräte - Gitarrenverstärker rauscht

Das Grundrauschen des Gitarrenverstärkers wird normalerweise nur dann wahrgenommen, wenn kein Eingangssignal anliegt. Verstärkt wird das Rauschen durch Aufdrehen der Kanal-Lautstärke ohne Eingangssignal. Während der “noise floor” konstruktionsabhängig ist, können bestimmte Maßnahmen jedoch helfen, zu vermeiden, dass der Gitarrenverstärker rauscht:

  • Kühlung der aktiven Bauelemente verbessern, Verstärkertemperatur beachten
  • Noise-Gates oder Expander verwenden
  • Nutzsignal / Eingangssignal anlegen

Ein wahrnehmbares Grundrauschen ist also kein Defekt des Röhrenverstärkers – wenn dieses Rauschen sehr deutlich zu vernehmen ist, kann es aber dennoch stören. Kommt es zu bestimmten Nebenerscheinungen und rauscht der Amp besonders intensiv, spricht man tatsächlich von einem  Störgeräusch. In diesem Fall sollte man sich auf Fehlersuche begeben.

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Gitarrenverstärker rauscht: Störgeräusche und ihre Ursachen

Den besten Ansatzpunkt, um die Ursache eines Störgeräuschs zu ermitteln, stellt die genaue Charakterisierung des Verstärkerrauschen selbst dar. Bestimmte Defekte und Fehler haben eindeutige und verräterische Klangeigenschaften. Wer diese Faktoren kennt, ist schneller bei der Reparatur und versteht vor allem, warum der Amp rauscht, knistert oder brummt. Die unterschiedlichen Störgeräusche stellen wir im Folgenden genauer vor:

Brummen

Ist ein Fehler innerhalb der Signalkette ausgeschlossen (defekte Kabel, Tonabnehmer der Gitarre, Lautsprecher, etc.) und der Gitarrenverstärker brummt weiterhin, muss der Amp geöffnet werden, um der Ursache für das Brummen auf den Grund gehen zu können.

Gitarre, teilzerlegt - Gitarrenverstärker rauscht, Problemfindung

Doch Vorsicht: Im Inneren von Röhrenverstärkern treten lebensbedrohliche Spannungen auf, die auch nach dem Trennen des Verstärkers von der Stromversorgung noch auftreten können. Daher ist bei der Arbeit am Amp mit höchster Vor- und Umsicht vorzugehen – auch wenn der Gitarrenverstärker rauscht. Alle geltenden Sicherheitsvorschriften müssen beachtet werden. Wer sich nicht sicher im Umgang mit elektronischen Geräten fühlt, sollte den Weg zum Profi nicht scheuen!

Meist entsteht Brummen oder Verstärkerrauschen durch eine fehlerhafte Erdung und die damit einhergehende elektromagnetischen Einstreuungen. Oft liegt der Fehler des Amps an der Stromversorgung: Fehlerhafte Komponenten können hier mittels Diagnosegeräten ermittelt werden. Bei Reparaturen in diesem Bereich sollte man aber besonders vorsichtig sein, es ist in den meisten Fällen besser, eine Fachwerkstatt hinzuzuziehen.

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Knistern und Knacksen

Ein Knistern oder ein Knacken hat seinen Ursprung in den meisten Fällen dagegen in den Elektronenröhren der Endstufe selbst. Wenn der Röhrenverstärker knistert, liegt meist ein Alterungsdefekt vor. Eine Röhre hat ein vorgegebenes Höchstalter, welches durch die Konstruktionsart und die Art des Einsatzes bestimmt wird. Nach einem gewissen Alter ist deswegen ein Röhrenwechsel fällig. Hitze, mechanische Belastungen und Stromstärken lassen das Material schneller ermüden, sodass der Wechsel der Röhren auch früher fällig werden kann.

Kommt eine Röhre am Ende ihrer Zeit an, treten knacksende Geräusche auf – der Verstärker knistert und zwar dauerhaft, während der Amp sich im Betrieb befindet. Wenn der Röhrenverstärker knistert ist eine Reparatur in einer Fachwerkstatt nicht unbedingt notwendig, denn an einen Röhrenwechsel darf man sich auch ohne Fachwerkstatt trauen!

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Ist das Knistern und Knacken nur bei der Betätigung eines Potis oder Schalters zu hören, kann auch ein fehlerhaftes Bauteil die Ursache für das Störgeräusch sein. Potis und Schalter neigen mitunter zum Korrodieren und verlieren ihre Funktionalität. Zum Glück ist hier die Verstärkerreparatur schnell und einfach gemacht. Auch die Verstärker- und Kontaktpflege sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ohne Werkstatt lassen sich Potis und Schalter pflegen und reinigen, um den Fehler zu beheben.

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Starkes Feedback

Neigt der Röhrenverstärker zu übertriebenem Feedback, spricht man schnell von Mikrofonie – einer unangenehmen Eigenschaft überalterter Elektronenröhren. Dabei entsteht das Geräusch immer dann, wenn kein Eingangssignal mehr anliegt und kann auch nicht mittels Volume-Poti verhindert werden.

Durch den Klopftest lassen sich defekte Elektronenröhren in Vor- oder Endstufe aufspüren. Im laufenden Betrieb wird mittels Holzstabs leicht gegen die Röhre geklopft. Ein trockenes “Plonk” ist dabei wünschenswert. Tritt jedoch ein Feedback-Gewitter auf, haben wir den Übeltäter gefunden.

Achtung: Beim Austausch von gematchten Elektronenröhren in Endstufen unbedingt Röhrentyp und Bias-Einstellung des Amps beachten. Es bietet sich an, diese als Paar zu tauschen. Vorstufenröhren können in der Regel auch einzeln getauscht werden, da diese meist nicht elektrisch abgestimmt sein müssen.

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Gitarrenverstärker rauscht immer noch: Fehlersuche beim Röhrenamp

Lässt sich anhand des Störgeräusches selbst nicht auf die Art des möglichen Defekts schließen, empfiehlt es sich, methodisch vorzugehen. Um den Fehler zu diagnostizieren, sollten dann zunächst alle weiteren Elemente der Signalkette als Problemquellen ausgeschlossen werden.

Signalkette prüfen

Wenn der Gitarrenverstärker rauscht, ist systematisches Vorgehen gefragt. Auch die Dokumentation ist dabei ein wichtiger Punkt – gerade bei umfangreichen Setups sollten Geräte, Instrumente, Kabel und Einstellungen penibel aufgelistet werden.

Danach läuft die Fehlersuche analog zu dem Signalweg:

  • Instrument checken (Saitenerdung, Tonabnehmer, Potis, Ausgangsbuchse)
  • Kabel / Funkempfänger überprüfen
  • Stromversorgung (Mehrfachsteckdosen, Effektgeräte, etc.) inspizieren
  • Lautsprecherkabel prüfen
  • Lautsprecher testen

Sind alle Fehlerquellen durch Tests oder Austausch ausgeschlossen, kann der Fehler nur innerhalb des Amps liegen.

Hier sollten nacheinander die folgenden Parts untersucht werden:

  • Steckverbindungen
  • Potis / Schalter
  • Röhren (äußerliche Defekte, Klopftest)

Liegt bei diesen, leicht zu überprüfenden Komponenten ebenfalls kein erkennbarer Defekt vor, sollte zum Messgerät gegriffen werden.

Hier ist der Punkt, an dem der Laie aus der Fehlersuche aussteigen sollte – es hilft nur noch der Weg zum Techniker. Um unnötige Arbeiten zu vermeiden, sollte die Dokumentation der überprüften Schritte der Werkstatt unbedingt mit übergeben werden!

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Störgeräusche am Röhrenverstärker – Fazit

Neben allerhand unterschiedlicher Störgeräusche (Verstärker knistert oder rauscht) kommen beim Röhrenverstärker auch bauartbedingte Nebengeräusche vor – den Unterschied zu erkennen, muss der geneigte Musikliebhaber zunächst lernen. Gibt es beim Verstärker aber tatsächlich eine störende, fehlerhafte Geräuschquelle, muss die Spurensuche beginnen. Neben genauer Dokumentation und der peniblen Nachverfolgung aller Möglichkeiten bleibt schließlich nur die Untersuchung des Amps selbst.

Sind Röhren, Potis und Kontakte untersucht, aber der Verstärker rauscht weiterhin, ist oft der Gang zur Fachwerkstatt die einzige Lösung. Denn der Umgang mit Messgeräten und Arbeiten an der Stromversorgung, Übertrager und Co. sollten mit allergrößter Vorsicht erfolgen!
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Bildquellen:
Beitragsbild: © Ivan Kurmyshov – stock.adobe.com
E-Gitarren-Effektgeräte: © Nikita – stock.adobe.com
E-Gitarrenspieler im Studio: © alfa27 – stock.adobe.com
E-Gitarre, Eingangsbuchse wird abmontiert: © Valeriy – stock.adobe.com
Elektrische Gitarre, liegend, Nahaufnahme: © Ivan Kurmyshov – stock.adobe.com
E-Gitarre lehnt an Verstärker: © Elco – stock.adobe.com