Gitarre und Effektgeräte

Die wichtigsten Effektgeräte

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Auf der Suche nach DEM Sound machen wir Gitarristen eine ganze Menge: Neben hochwertigen Gitarren, Tonabnehmern und natürlich Verstärkern liefert ein Effektgerät für die Gitarre einen wichtigen Beitrag für guten Sound. Während einige Gitarristen auf den möglichst klaren, unveränderten Sound ihres Instruments schwören, bedienen andere eine ganze Batterie an Effektgeräten. Um einen Überblick zu den häufigsten Effektgeräten und deren Funktion zu liefern, haben wir uns entschieden, diesen Überblick zu schreiben. Natürlich gibt es eine beinahe unüberschaubare Anzahl, Effektpedale sind mindestens so vielfältig, wie Röhrenverstärker. Da muss auch die Frage erlaubt sein: Was braucht man eigentlich wirklich?

Was sind Effektpedale für E-Gitarre?

Bevor wir daran gehen, die einzelnen Kategorien zu erklären, ein paar Worte zu den Effekten im Allgemeinen. Mit Effekt oder Effektpedale bezeichnet man Geräte, welche hergestellt wurden, um das Signal der Tonabnehmer des Instruments zu verändern. Das Ausgangssignal wird dabei zwischen Instrument und Verstärker bzw. Box verändert und durch elektrische Bauteile (die Effektgeräte) moduliert. Die Art und Weise der jeweiligen Veränderung des Signals bezeichnet dann in der Regel den eingesetzten Effekt.

Fuß tritt auf Effektgerät - Effektgeräte als Zubehör eines Gitarristen

Welche Effekttypen gibt es?

Unterschiedliche Funktionsweisen bestimmen die unterschiedlichen Arten von Effektgeräten. Am häufigsten sind Verzerrer, Modulationseffekte, Dynamikeffekte und Raumeffekte. Wie so oft in der Welt der E-Gitarre werden auch für Effektpedale englische Begriffe verwendet, die wir in diesem Artikel weitgehend übernehmen. Im folgenden Teil sollen nun die wichtigsten Effektpedale vorgestellt werden.

Verzerrer

Verzerrer arbeiten in der Signalkette, um die Übersteuerung des Eingangspegel zu erreichen und einen rauen und aggressiven Klang am Verstärker zu formen. Besonders bei Spielarten des Rock und Metal ist dieses Effektgerät für die Gitarre allgegenwärtig, doch auch Blues und Jazz können mitunter nicht ohne Verzerrer am Verstärker arbeiten. Die Effekte, die sich in der Kategorie der Verzerrer tummeln, sind Overdrive, Fuzz und Distortion.

Judas Priest

Overdrive

Das Overdrive Effektgerät simuliert das, was wir an unserem Röhrenverstärker so lieben: Das Signal wird im Pegel derart erhöht, dass die Röhren des Verstärkers beginnen, das Signal zu verzerren. So lassen sich auch bei geringeren Lautstärken Effekte wie die Endröhrensättigung erreichen.

Je nach Einsatz der Effektpedale lassen sich sanfte und musikalische Verzerrungen erreichen, üblicherweise finden sich Overdriveeffekte in weniger extremen Musikstilen wie Rock und Blues – also überall dort, wo eine gute, warme Röhre heimisch ist. Ganz besonders Röhrenverstärker arbeiten sehr harmonisch mit diesem Effektgerät für die Gitarre zusammen.

Overdrive Effektgerät

Distortion

Distortioneffekte arbeiten analog zu Overdrives, erreichen jedoch durch eine stärkere Übersteuerung härtere und komprimiertere Sounds, die sich besonders in Alternative und Metal wiederfinden. Charakteristisch beim Distortion Effektgerät ist die Abnahme des dynamischen Umfangs, die Mitten werden stark herausgehoben und lassen das Signal des Instruments regelrecht durch den Mix schneiden. Der Verstärker wird deutlich präsenter und das Effektgerät eignet sich, die Gitarrenparts zu betonen und schwer arbeitende Röhren zu simulieren.

Zwei Effektgeräte

Fuzz

Wer den Sound von Jimmy Hendrix und den Rolling Stones im Kopf hat, der hört das Fuzz Effektgerät. Dieses Effektgerät zerstreut das Gitarrensignal und sorgt für einen Effekt, der ein wenig an einen defekten Lautsprecher erinnert. Der sehr raue und kratzige Sound der Effektpedale wird besonders bei Rock-Gitarristen eingesetzt und liefert einen organischen Sound, der im Gegensatz zu Distortion auch zu sanfteren Stilen passen kann.

Modulationseffekte

Die nächste Kategorie der Effektgeräte für die Gitarre bilden die Modulationseffekte. Diese erzeugen künstliche (Teil-)Signale, welche dem Ausgangssound beigemischt werden. Die bekanntesten Effekte dieser Kategorie sind Chorus, Phaser, Octaver und Vibrato.

Doppelfußschalter, Metall, schwarz, Anschlußkabel

Chorus

Ein Chorus Pedal fügt dem eigentlichen Signal der Gitarre mehrere kopierte und veränderte Signale hinzu. Hierdurch wird eine Art Gitarrenchor simuliert, in dem mehrere Gitarristen denselben Ton bzw. dasselbe Riff spielen.

Phaser

Durch die Ausgabe eines zeitlich minimal versetzten Signals mischt der Phaser dem Gitarrensignal eine weitere Spur hinzu. Die Besonderheit: Durch die sogenannte Phasenlöschung wird ein Teil des Ursprungssounds geschluckt und durch einen anderen Klang überdeckt.

Durch eine stetige Veränderung und Variation können durch dieses Effektgerät für die Gitarre extreme Veränderungen im Sound erreicht werden. Effektpedale, wie der Phaser lassen ihren Effekt besonders gut mit Röhren und Röhrenverstärkern kombinieren.

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Vibrato

Wie beim natürlich gespielten Vibrato liefert dieses Effektgerät für die Gitarre eine Veränderung in der Tonhöhe des Signals, welche sich je nach Einstellungen am Gerät variieren lassen. Durch das Einpflegen eines Vibratos lassen sich schwebende und organische Klänge erzeugen, ohne die Greifhand des Gitarristen für diesen Effekt zu sehr zu beanspruchen.

Octaver

Wie der Name bereits verrät, legt der Octaver dem Eingangssignal weitere Spuren in anderen Oktaven (tiefer oder höher) bei. So werden sehr breite Klänge erreicht, bei manchen Einstellungen lassen sich Bass- und Gitarrenspur simulieren und der Klang des einzelnen Instruments weit auffächern.

Dynamikeffekte

Dynamikeffekte bearbeiten den Sound des Signals nicht durch das Ergänzen oder Ausblenden von Signalteilen, sondern arbeiten mit einer Veränderung des bestehenden Signals – konkret bedeutet das: Der Pegel bzw. Lautstärke des Signals wird verändert. Gerade beim können dadurch Verzerrungen bewirkt werden. Der Einsatz will daher in Kombination mit der Röhre gut überlegt sein.

Diverse Effektgeräte eines Musikers

Tremolo

Der Tremoloeffekt verändert die Lautstärke des Signals und lässt sie ständig an- und absteigen. Ähnlich wie das dauerhafte Verwenden des Volume-Potis an der Gitarre liefert das Tremolo eine Art von Wellenbewegung im Sound, die besonders bei Rock und Metal häufig eingesetzt wird. Durch die sanften Anstiege wird auch beim Röhrenverstärker nicht zu viel Volumen produziert, so dass die Röhre nicht dazu neigt, in die Sättigung / Verzerrung zu gehen.

Compressor

Ein Compressor arbeitet auf dem Pedalboard, indem starke Frequenzen herabgesetzt und schwache Frequenzen erhöht werden. Hierdurch wird das Gitarrensignal präsenter und erlangt besonders im Bandkontext eine deutlich stärkere Durchsetzungskraft.

Booster

Booster sind eng mit den Overdriveeffekten verwandt und finden sich auf manch einem Pedalboard – auch sie heben den Eingangspegel des Signals an und sorgen für einen Anstieg der Gesamtlautstärke. Da der Booster deutlich sanfter zu Werke geht, lassen sich hierdurch auch lautere Cleansounds erreichen, die etwa bei Soli den zusätzlichen “Wumms” liefern.

Booster Effektgerät

Raumeffekte

Kenner alter Röhrenverstärker werden die echten Raumeffekte, Reverb und Delay, bereits aus dem als Effektgerät aus dem Verstärker kennen. Doch auch als Effektgerät für die Gitarre lassen sich die Raumeffekte auf dem Pedalboard einsetzen und liefern ihre besonderen Charakteristiken in beinahe allen Musikstilen zur Anwendung.

Delay

Auch als Echo bezeichnet wiederholt ein Delay das eingespielte Signal und sendet es mit einer kleinen Verzögerung wieder aus. Durch die Variation in Intensität und Geschwindigkeit lassen sich rhythmische Muster und “Klangteppiche” erschaffen, die ohne diesen Effekt kaum zu spielen wären – Fans von Pink Floyds Meisterwerk Another Brick in the Wall werden uns hier zustimmen. Nur selten kommt ein ausgerüstetes Pedalboard ohne diesen Effekt aus.

Delay Effektgerät

Reverb

Kaum ein Effekt wird so breit und oft verwendet, wie der Reverb. Logisch, da nur selten ein Pedalboard ohne Reverb auskommt. So ist es auch kein Wunder, dass viele Hersteller von Verstärkern ihre Geräte von Haus aus mit einem Reverb ausstatten. Der Reverb verändert die akustische Umgebung des Signals und liefert bei den entsprechenden Einstellungen unterschiedliche Raumwahrnehmungen – vom leeren Konzertsaal bis zu einer kleinen Kammer.

Reverb Effektgerät

Die wichtigsten Effektgeräte – Fazit

Bei der Auswahl und dem Einsatz von Effektgeräten sind Gitarristen kaum Grenzen gesetzt. Auch die Art und die Anzahl der verwendeten Geräte unterscheidet sich von Genre zu Genre, aber auch von Gitarrist zu Gitarrist mitunter enorm – nicht umsonst sagt man, an den Pedalen und Fußschaltern erkennt man den Charakter eines Gitarristen! Besonders zu Beginn der Karriere sind viele Musiker von der schieren Anzahl unterschiedlicher Effekte wie erschlagen.

Fußschalter für den Vibrato und Reverb-Effekt eines Fender Verstärker der "silverface" Ära wie er auch heute noch verwendet wird
Fußschalter für den Vibrato und Reverb-Effekt eines Fender Verstärker der “silverface” Ära wie er auch heute noch verwendet wird

Wir empfehlen daher, zu Beginn einen guten, brauchbaren Grundsound zu kreieren und diesen dann nach und nach weiter aufzubauen und für unterschiedliche Anwendungen zu ertüchtigen. Als Grundsatz lässt es sich jedoch auf die vorgestellten Gruppen herunterbrechen. Ist jeder Effekttypus vorhanden, lassen sich beinahe alle Sounds entwickeln. Und fehlt doch einmal was, hilft am besten das, was wir alle am liebsten tun: Experimentieren!
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Bildquellen:
Beitragsbild: © goodmanphoto – stock.adobe.com
Fuß bedient ein Effektgerät: © kohanova1991 – stock.adobe.com
Judas Priest – Wacken Open Air 2018: Frank Schwichtenberg., CC BY-SA 4.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71482741
Overdrive Fußpedal: © godlikeart – stock.adobe.com
Distortion Fußpedal: © poomsak – stock.adobe.com
Pedalboard auf einer Bühne: © Collin – stock.adobe.com
Pedaleffektgerät “Booster”: © warin – stock.adobe.com
Effektpedal  “Delay”: © eleftherios papoulias/EyeEm – stock.adobe.com
Effektpedal “Reverb”: © Irina Vinnikova – stock.adobe.com