Was können Mini-Röhrenverstärker?

« Checkup der kleinen Amps »

Röhrenamps erfreuen sich trotz ihrer analogen Technik immer größerer Beliebtheit. Besonders bei Gitarristen sind der Klang und der Charakter von Röhrenverstärkern hochgeschätzt. Neben empfindlicher Verstärker-Bauteile und hoher Wartungsintensität haben Röhrenverstärker üblicherweise den Nachteil, viel Platz für sich zu beanspruchen. Wer auf dreistellige Wattzahlen und Boxentürme verzichten kann, findet im Bereich der Mini-Röhrenverstärker viele interessante Kandidaten für echten Röhrensound im handlichen Format. Die kleinen Gehäuse und die relativ geringe Ausgangsleistung machen die Amps besonders für Proberäume und das Üben zu Hause interessant. Wir schauen uns heute Mini-Röhrenverstärker an und vergleichen sie mit ihren großen Geschwistern. Viel Spaß!

Röhrenamp im Kleinformat – technische Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Der Mini Amp unterscheidet sich technisch im Grundsatz kaum von der Maxi-Version. Die grundlegende Arbeit im Inneren des Verstärkers verläuft nach denselben Prinzipien: je nach Aufbau des Verstärkers wird der Ton in einem Vorverstärker moduliert und dann, entweder über einen Effekt-Loop oder direkt an die Endstufe weitergegeben. Von hier erfolgt schließlich die Übertragung des Signals an die angeschlossenen Lautsprecher.

Die Signalverstärkung wird hierbei durch Elektronenröhren erreicht. Wie auch bei klassischen Röhrenverstärkern im Großformat durchlaufen die Signale unterschiedliche Bauteile und werden schließlich im Innern der Elektronenröhre verstärkt. Die Art und die Anzahl der verbauten Röhren unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller und kann nicht allgemein benannt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Mini-Röhrenverstärker für den Heimgebrauch entwickelt wurden, finden sich an diesen Verstärkern in der Regel Kopfhörerausgänge, um ein lautloses Üben zu ermöglichen. Der Anschluss an Lautsprecher bzw. Speakercabinets erfolgt wie auch bei großen Röhrenverstärkern über spezielle Lautsprecherkabel. Einige Verstärker bieten außerdem die Möglichkeit, das Signal direkt an einen Computer zu übertragen und so das (Home-)Recording des Röhrensounds besonders einfach und schnell zu gestalten.

Übrigens: Wie auch bei klassischen Amps im Großformat kommt es bei den kleinen Geräten zu einer erheblichen Wärmeentwicklung an den Röhren. Während große Geräte über ausreichend Platz für Abwärme verfügen, benötigen die kleinen Amps ein wenig “Luft zum Atmen”. Der richtige Aufstellort sorgt für eine ausreichende Kühlung der empfindlichen Bauteile.

Warum Mini-Röhrenverstärker?

Röhrenverstärker gelten als Nonplusultra in der Welt des Gitarrensounds. Doch warum sollten sich Gitarristen für einen Mini-Röhrenverstärker entscheiden, wenn die großen Geschwister sich doch seit Jahrzehnten am Markt etabliert haben?

Einsatzgebiet

Mini-Röhrenverstärker eignen sich nicht für das Bespielen von großen Locations und Bühnen ohne die zusätzliche Verstärkung einer PA-Anlage. Sie wurden entwickelt, um dem Gitarristen die Möglichkeit zu bieten, auch zu Hause und in den eigenen vier Wänden die Vorteile eines gut ansprechenden und natürlich verstärkenden Röhrenamps zu bieten. Durch eine relativ geringe Leistung (meist im einstelligen Wattbereich) können die Verstärker ohne extreme Lautstärken in den Bereich der Verzerrung gebracht werden. Natürlich ist auch der Formfaktor des Gehäuses zu berücksichtigen – nicht jeder Gitarrist hat die Möglichkeit, einen Marshall Full-Stack in den eigenen vier Wänden aufzustellen.

In Kombination mit Recording-Möglichkeiten oder Effektgeräten bietet sich ein Mini-Verstärker an, um zu Hause zu proben, Ideen festzuhalten und sogar ambitioniertes Homerecordings ohne zusätzliche Mikrofonierung des Verstärkers zu betreiben.

Als reinen Übungsverstärker sollte man Miniverstärker dennoch nicht abtun: Mit der richtigen Mikrofonierung lassen sich auch kleine Verstärker zu enormer Lautstärke reizen. Und auch die geringe Wattzahl sollte niemanden abschrecken: Gitarrenlegende Joe Bonamassa tritt regelmäßig mit relativ kleinen bzw. leistungsschwachen Verstärkern auf, welche seit Jahrzehnten auf den Bühnen der Welt stehen. Mit der richtigen Mikrofonierung ist das auch in Locations wie der Royal Albert Hall kein Problem – wenn dies auch vermutlich nur für wenige unserer Leser relevant sein wird.

Leistung

Die Leistung von Mini-Röhrenamps liegt meist im unteren einstelligen Wattbereich. Hintergrund ist neben dem Einsatzzweck (siehe oben) auch die Gehäuseabmessung. Während große Röhrenverstärker die Möglichkeit haben, umfangreiche Vor- und Endstufen zu beherbergen, bieten die kleinen Geräte oftmals nur wenigen Röhren Raum. Durch die geringere Leistung haben die Mini-Röhrenamps jedoch den großen Vorteil, auch im häuslichen Umfeld ohne größere Probleme in den Bereich der Röhrensättigung zu gelangen. Während klassische 50 – 100 Watt Verstärker kaum je in den Bereich der Endröhrenverzerrung gebracht werden können, ohne das eigene Gehör oder die Mitmenschen unter enorme Belastungen zu stellen, können Röhrenverstärker mit 1 – 5 Watt ohne Weiteres zum Zerren gebracht werden.

Für wen sind Mini-Röhrenverstärker geeignet?

Ganz klar: Mini-Amps satteln auf den aktuellen Röhrentrend auf. Röhrenamps sind bei Gitarristen so sehr im Fokus wie seit langer Zeit nicht mehr. Doch wer sollte auf einen Verstärker im Miniaturformat setzen? Wir betrachten einige übliche Szenarien:

Einsteiger

Durch die kompakte Bauweise und die relativ geringe Leistung sind Miniatur-Röhrenamps deutlich günstiger als ihre ausgewachsenen Kollegen. Daher eignen sie sich insbesondere für Einsteiger, die sich mit dem Thema Röhrentechnik bislang nur wenig auseinandergesetzt haben. Besonders als Einsteiger ist man dazu nicht immer bereit, mehrere tausend Euros in Equipment zu stecken, ohne zu wissen ob man im Laufe der Jahre beim Hobby bleibt. Die geringen Kosten und die relativ einfache Handhabung der Geräte bietet daher den idealen Einstieg in die Welt der Röhrenverstärker. Aber Vorsicht: Einstiegsdrogen führen oft zu einem kaum stillbaren Verlangen nach mehr…

Home-Recorder und fleißige Techniker

Durch ihre kompakte Bauweise bieten die kleinen Röhrenamps große Vorteile beim Home Recording und beim täglichen Üben am Instrument: Während sich das Recording auch mit Amp-Simulationen bewerkstelligen lässt, übertrifft nichts die dynamische Ansprache von Röhrenverstärkern. Daher ist sowohl beim Recording als auch beim Üben das Verhalten eines echten Röhrenamps Gold wert.

Sei es als Zweitverstärker oder als designierte Übungsumgebung: Miniaturverstärker bieten auch Fortgeschrittenen und Profis die Möglichkeit, jederzeit auf den großartigen Klang einer echten Röhrenverstärkung zu vertrauen.

Weltenbummler

Viele Gitarristen und Musiker sind echte Weltenbummler. Wer auch unterwegs nicht auf den Klang einer guten, alten Röhrenverstärkung verzichten möchte, ist mit Miniaturverstärkern bestens beraten. Integrierte Kopfhörerausgänge und ein handgepäckfreundliches Format sorgen auch im Hotelzimmer oder im Tourbus für die notwendige Verstärkung – eine zuverlässige Stromquelle vorausgesetzt.

Mini Amp – Unser Fazit

Durch die Kompaktheit und die gut handhabbare Ausgangsleistung bietet der Mini Amp viele Vorteile. Neben dem Einsatz als Übungsamp zu Hause oder als Möglichkeit des Homerecordings bieten Mini-Verstärker großen Röhrensound auch für unterwegs an.

Je nach Ausstattung der unterschiedlichen Geräte bieten sie dabei nicht nur abgespeckte Versionen des Originals sondern den echten und vollen Klang einer Röhrenverstärkung. Ob als Einstiegsdroge in die Welt der Röhrenamps oder als Ersatz bzw. Ergänzung des eigenen Verstärkerfuhrparks: Ein Amp im Miniformat ist eine große Bereicherung für den Markt und kann mit ganz eigenem Charme begeistern!
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Bildquellen:
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Junger Mann mit Kopfhörern spielt zuhause E-Gitarre: © blackday – stock.adobe.com
Joe Bonamassa in der Radio City Music Hall: ©Dmileson |wikipedia.org | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Junge lernt Gitarrespielen : © New Africa – stock.adobe.com
Junger Mann auf der Straße mit Verstärker: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com