« Ursachen von Störgeräuschen erkennen und beheben »
Wer kennt das nicht: Die Gitarre eingestöpselt, den Verstärker aufgedreht und dann….dann ist da dieses störende Nebengeräusch. Halb brummend, halb knisternd macht der Verstärker auf sich aufmerksam. Doch wo genau liegt der Fehler? Moderne Gitarren-Setups bestehen aus diversen Teilen und jeder einzelne Baustein kann auf seine ganz eigene Art und Weise für störende Geräusche sorgen. In unserem heutigen Ratgeberartikel behandeln wir daher Ursachen von Störgeräuschen und verraten, welche Möglichkeiten es gibt, das störende Geräusch zu beheben. Außerdem decken wir die häufigsten Fehlerquellen auf und verraten, wie ein gründlicher, koordinierter Systemcheck funktioniert und warum dieser sinnvoll ist, wenn der Verstärker brummt.
Hilfe, es brummt – Was sind Störgeräusche und wann treten sie auf?
Als Störgeräusch bezeichnet man in der Verstärkertechnik all diejenigen Geräusche, die während des Betriebs des Gerätes entstehen und nicht mit der grundsätzlichen Funktionsweise zu erklären sind. Nicht immer muss ein wahrgenommenes Geräusch daher ein Störgeräusch sein: Alle Amps bringen ein dezentes Grundrauschen mit sich – egal, um welche Art der Verstärkung es sich handelt. Während Röhrenverstärker in der Regel eher zu Geräuschen neigen, kommen moderne, digital arbeitende Amps mit einem sehr viel niedrigeren Geräuschpegel daher. Klar, denn die analoge Technik verlässt sich auf Materialveränderungen bei thermischer Belastung, physische Kontakte und bewegliche Teile (z.B. Hallspiralen) zur Arbeit – dass der Verstärker brummt, ist quasi Teil der Arbeitsweise.
Ein Störgeräusch ist demnach jedes Geräusch, das über das Grundrauschen des Amps (welches in der Regel nur wahrgenommen werden kann, wenn kein Eingangssignal anliegt) hinausgeht. Ob es brummt oder anders klingt – die Bandbreite reicht von Summen und Brummen über Knistern und Knacken bis hin zu Kratzen und schrillen Feedbacks. All diese Geräusche können auf defekte oder überalterte Verstärker-Bauteile hinweisen. Im folgenden Teil verraten wir, welche Geräusche durch defekte Röhren, kaputte Potis oder korrodierte Kontakte verursacht werden können und klären, warum der Gitarrenverstärker brummt.
Es brummt: Störgeräusche und ihre Herkunft – von Summen, Brummen, Knacken und Rauschen
So schwer es auch ist, die störenden Geräusche zu beschreiben, in der Fachliteratur und unter Musikern haben sich bestimmte Begrifflichkeiten durchgesetzt. Dabei muss aber beachtet werden, dass all diese Beschreibungen nicht normiert sind. Was für den einen nach Gitarrenverstärker oder Lautsprecher klingt, ist für den anderen ein Summen.
Nichtsdestotrotz geben die beschriebenen Klänge einen guten Anhaltspunkt, um mit der Suche nach dem jeweiligen Störenfried zu beginnen. Bevor wir zu den einzelnen Beschreibungen übergehen, sei noch ein Hinweis gegeben: Wir behandeln in unserem Artikel vorwiegend Röhrenverstärker! Brummt also der Transistor-Gitarrenverstärker, muss natürlich nicht nach defekten Tubes gesucht werden…
Verstärker brummt
Der Klassiker unter den Störgeräuschen ist, dass der Röhrenverstärker brummt. Das Geräusch kommt immer wieder vor und hat leider mehrere mögliche Ursachen. Die gute Nachricht: Anders als viele andere Störgeräusche lässt sich ein Brummton meist sehr gut lokalisieren und abstellen – wenn ein Röhrenverstärker brummt ist das also kein Beinbruch.
Die Ursachen für ein störendes Geräusch können an beinahe allen Stationen auf dem Signalpfad liegen. Von einer fehlenden oder schlechten Saiten-Erdung der E-Gitarre, über defekte Instrumentenkabel bis hin zu überalterten Elektronenröhren, schlechter Erdung im Gerät oder defekten Lautsprecherkabeln sind die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt.
Ist die Problemstelle im Amp lokalisiert (siehe auch unseren Testleitfaden weiter unten, können wiederum mehrere Ursachen das Problem begründen. Meistens liegt ein solches Geräusch jedoch bei der Stromversorgung des Amps.
Knacksen und Knistern
Röhrenverstärker sind für ihren natürlichen Sound bekannt und beliebt. Leider macht sich die Technik aber neben dem musikalischen Wohlklang auch mit sehr charakteristischen Störgeräuschen bemerkbar. Fängt der Amp plötzlich an zu knistern und zu knacken, können die Elektronenröhren selbst schuld daran sein. Alle Elektronenröhren haben ein Höchstalter – die Belastungen im laufenden Betrieb sind auf Dauer einfach zu extrem. Hitze und Stromstärke, mechanische Belastung und Materialermüdung sind die Übeltäter, die einer Röhre im Laufe ihres Lebens übel mitspielen. Ist eine Röhre zu alt, beginnt sie, mit knacksenden und knisternden Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen. Wichtig zur Identifizierung der Röhre als Störenfried ist, dass das Störgeräusch auch beim passiven Betrieb auftritt. Kommt es nur bei einer bestimmten Einstellung zum Knacksen, ist der Fehler an anderer Stelle zu suchen!
Starkes Feedback
Häufig als Mikrofonie bezeichnet, neigen manche Röhrenverstärker dazu, mit zunehmenden Röhrenalter zu einem starken Feedback zu neigen. Hier sind die Elektronenröhren überaltert und bringen den Amp dazu, zu übersteuern. Das unangenehme Feedback wird immer dann entstehen, wenn mit dem Spielen aufgehört wird und kann auch durch das Herunterdrehen des Volumen-Potis nicht behoben werden. Tritt ein solches Problem auf, gilt es, die defekte Röhre zu identifizieren und auszutauschen. Dafür eignet sich besonders der so genannte Klopftest: Mit einem stumpfen Holzstab (z.B. Bleistift) wird im laufenden Betrieb sanft (!) gegen die aktiven Röhren geklopft. Während korrekt arbeitende Röhren ein dumpfes “Klonk” von sich geben, führt der Klopftest bei defekten Röhren zu einem Feedback-Konzert der Extraklasse. Lautsprecher unbedingt runterpegeln! Beim Austausch der Elektronenröhren unbedingt auf die korrekte Bezeichnung und Type achten!
Knistern und Knacksen – Teil 2
Tritt das beschriebene Knistern und Knacksen nur dann auf, wenn ein Poti bedient wird, ist der Schleifweg des Potentiometers verschlissen. Die Kontaktflächen laufen nicht mehr sauber übereinander und müssen entweder gereinigt (Achtung: Unbedingt geeignetes Kontaktmittel nutzen und den Amp nicht in Öl ertränken!) oder ausgetauscht werden. Je nach Lage des Potis kann dies ein aufwändigeres Unterfangen sein, welches nur Fachleuten oder ambitionierten DIY-Gitarristen empfohlen werden kann.
Die Fehlersuche – systematisch zum Störgeräusch vorarbeiten
Knacken und Knistern in aller Ehre – aber woran liegt es denn nun? Um herauszufinden, welches Teil in der Signalkette zum Problem führt und warum der Röhrenverstärker brummt, ist eine systematische Suche angeraten. Wir verraten den “Roadie-Fehler-Check”:
Schritt 0: Vorbereitung
Bevor wir mit der Suche loslegen, gilt es das bestehende Setup sauber zu dokumentieren: Welche Gitarre, welcher Tonabnehmer ist aktiviert, welches Kabel wird verwendet, welcher Eingang am Amp, welche Effektgeräte gibt es und so weiter und so fort… Außerdem sollte das Setup möglichst simpel gehalten werden: Gitarre, Kabel, Amp, fertig. Ist alles fein säuberlich notiert, das System verschlankt und der Röhrenverstärker brummt noch immer, geht die Fehlersuche los!
Schritt 1: Instrument
Zunächst sollte die Gitarre als Fehlerquelle ausgeschlossen werden. Dazu sollte das Instrument ausgetauscht werden. Ist das Geräusch weg, liegt der Fehler in der Gitarre!
Schritt 2: Kabel
Bei der Fehlersuche werden nun alle (wirklich, ALLE) Kabel gecheckt. Nach und nach werden die Instrumentenkabel, Patchkabel und Lautsprecherkabel getauscht. Bei Funkempfängern gilt der Prozess ebenso! Fehler gefunden? Gut! Nein? Dann geht’s mit dem Strom weiter!
Schritt 3: Stromversorgung
Auch die Stromversorgung kann für Fehler im System sorgen. Daher sollte die Stromversorgung des Amps, der Effektgeräte und der PA (falls verwendet) überprüft werden. Besonders Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabel sorgen in Livesituationen oft für eingestreute Störgeräusche. In extremen Fällen kann auch eine mangelhafte Gebäudeversorgung zu störenden Geräuschen führen!
Schritt 4: Boxen
Es kommt immer wieder vor, dass einzelne Boxen Ausgangspunkt für Störgeräusche sind. Soweit möglich, sollten daher alle Speaker nach und nach ausgetauscht werden. Lässt sich das Geräusch auch per Kopfhörer oder über andere Boxen reproduzieren und der Röhrenverstärker brummt weiter, kommen wir dem Fehler immer näher…
Schritt 5: Amp
Jetzt geht es ans Eingemachte: Der Verstärker brummt und ist der wahrscheinlichste Kandidat für das Störgeräusch. Daher werden nun alle möglichen Quellen getestet: Fassen alle Steckverbindungen? Laufen die Potis sauber? Gibt es Röhren, die äußerlich erkennbare Defekte aufweisen (z.B. dunklere Röhren, mechanische Defekte) oder auf den beschriebenen Klopftest reagieren? Liegen keine erkennbaren Fehler vor und der Verstärker brummt weiter, hilft als letzte Maßnahme nur noch der Griff zum Messgerät. Wer sich mit der internen Verdrahtung und Elektronik eines Röhrenamps nicht auskennt, sollte spätestens jetzt den Weg zum Fachmann einschlagen!
Störgeräusche am Amp- Fazit
Es gibt eine ganze Reihe von typischen Störgeräuschen und noch viel mehr Ursachen dafür, dass der Verstärker brummt. Eine konzentrierte Suche nach der Quelle des Geräuschs ist die erste Voraussetzung, um das Problem beheben zu können.
Liegt ein Problem am Verstärker selbst vor, sollte mit Bedacht vorgegangen werden. Lassen sich Röhren recht einfach testen und tauschen, ist bei der Stromversorgung oder Lötstellen der Fachmann gefragt. Brummt es also noch immer, könnte das Problem tiefer liegen. Für alle, deren Verstärker brummt und die sich die Reparatur selbst zutrauen oder ihren Amp selbst gebaut haben, steht der TAD mit Rat und Tat zur Seite – wir liefern die notwendigen Ersatzteile in bester Qualität, wenn es doch einmal brummt!
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Bildquellen:
Beitragsbild: © Elco – stock.adobe.com
Gitarrenkabel wird an Verstärker angeschlossen: © pixs4u – stock.adobe.com
E-Gitarrenspieler: © Valeri Vatel – stock.adobe.com
E-Gitarrenspieler von oben, Effektgerät, Verstärker: © Nikita – stock.adobe.com