Röhrentausch und/oder Tuberolling beim Verstärker

Tuberolling – die Leidenschaft am Röhrenwechsel

.Röhrenverstärker üben eine ungemeine Faszination auf Musikliebhaber weltweit aus. Ob hochwertiges Hifi-Equipment oder Instrumental Verstärker – der Röhrenverstärker ist und bleibt die Nummer 1, wenn es um qualitativ hochwertigen Sound geht. Neben einer natürlichen und organischen Klangwiedergabe liefern Röhrenverstärker ein weiteres Feature, welches sie von ihren Wettbewerbern unterscheidet: Durch einen Röhrenwechsel lassen sich neue Feinheiten und Nuancen im Sound herausarbeiten und variieren. Unter dem Begriff Tuberolling versteht man den häufigen Wechsel der Elektronenröhren. Wir betrachten dieses „Hobby“ heute genauer!

Tuberolling – was bedeutet das?

Das englische Wort bedeutet wörtlich “Röhrenrollen” und bezeichnet das regelmäßige Wechseln der Elektronenröhren im Röhrenverstärker. Tuberolling umfasst dabei jedoch nicht den Austausch defekter oder alternder Elektronenröhren. Vielmehr versteht man darunter das regelmäßige Austauschen von Elektronenröhren, um bestimmte Eigenschaften des Klangs durch einen anderen Röhrentyp anderer Hersteller zu verändern und zu variieren. Tuberolling hat das Ziel, Soundcharakteristiken mithilfe bestimmter Röhrenkombinationen feiner herauszuarbeiten und dabei auch Eigenarten des Equipments auszugleichen bzw. anpassen zu können.

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Das schnelle Wechseln und Testen von Vorstufenröhren und Endstufenröhren und findet sowohl in der Hifi als auch in der Instrumentalwelt seine Anwendung:

Hifi-Verstärker

Hifi-Enthusiasten schwören auf den Klang von Röhrenverstärkern diverser Hersteller. Dies hat vor allem mit der natürlichen und organischen Klangwiedergabe zu tun. Besonders in hochwertigem Hifi-Equipment finden sich daher Vorverstärker und Endstufen, welche mit unterschiedlichen Röhrentypen bestückt sind. Röhrenverstärker liefern beim Hifi-Equipment eine eigene Klangcharakteristik und verändern den Klang der Originalaufnahme daher geringfügig. Es kommt also beim Amp weniger auf die exakte Wiedergabe der gespeicherten Daten an, sondern vielmehr auf ein rundum gelungenes Klangergebnis.

Durch Tuberolling und einen anderen Röhrentyp lassen sich bestimmte Feinheiten in der Musik besser herausarbeiten. Klarere Höhen, tiefere Bässe oder eine generelle Veränderung des Klangbilds lassen sich durch Röhrenwechsel herausarbeiten und durch eine Variation der verwendeten Bauteile optimieren. Häufig arbeiten Fans des Röhrenwechsels mit vielen, rasch aufeinanderfolgenden Röhrenwechseln: Durch den sogenannten A/B Test lassen sich die Unterschiede der einzelnen Elektronenröhren fein voneinander abgrenzen und die Suche nach dem perfekten Klang geht weiter… Wie auch bei Instrumentalverstärkern gilt bei den Hifi-Verstärkern in Bezug auf das Tuberolling das Motto: Der Weg das Ziel!

High-End HiFi-Verstärker - Tuberolling

Gitarrenverstärker

Gitarrenverstärker arbeiten im Gegensatz zum Hifi-Verstärker auf eine andere Art und Weise: Die Röhrentechnik liefert zwar ebenso wie beim Hifi-Verstärker großartige Sounderlebnisse, weniger als die originalgetreue Wiedergabe der Musik spielt hier jedoch die Modulation des Sounds die übergeordnete Rolle. Durch den Einsatz unterschiedlicher Elektronenröhren in Vor- und Endstufe lassen sich Effekte wie Overdrive und Endstufenzerrung perfekt aufeinander abstimmen. Wie auch bei den Hifi-Fans ist der Weg beim Instrumentalverstärker das Ziel: Viele unterschiedliche Elektronenröhren liefern in ein- und demselben Verstärkersetup unterschiedliche Ergebnisse und diese Ergebnisse lassen sich durch Kombinationen der Teströhren untereinander weiter verfeinern.

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Tuberolling vs. Röhrentausch

Wie bereits dargestellt, handelt es sich beim Tuberolling nicht um den bloßen Ersatz defekter Elektronenröhren, sondern vielmehr um das Durchprobieren unterschiedlicher Röhren verschiedener Hersteller. In Fachkreisen streiten sich die Gelehrten über den Sinn und Zweck des Tuberollings:

  • Zum einen ist es unstrittig, dass eine bestimmte Röhre bestimmte Klangcharakteristiken hervorhebt.
  • Zum anderen muss aber auch gesagt werden, dass die Veränderung von Bauteilen innerhalb eines bestehenden Setups oft nur geringe Auswirkungen auf das Endergebnis hat.

Inwieweit ein Wechsel einer Röhre so zu einer hörbaren Soundveränderung führt, sei dahingestellt. Fest steht jedoch: Die Beschäftigung mit unterschiedlichen Vorstufenröhren und Endstufenröhren sowie die Freude beim Vergleichen der Röhren im Röhrenamp, sind für uns Grund genug Tuberolling zu betreiben.

Tuberolling

Tauschen leicht gemacht: Schritt für Schritt Anleitung zum Tausch der Elektronenröhren

ACHTUNG: Wer mit unterschiedlichen Röhrentypen in seinem Verstärker experimentieren möchte, sollte sich stets an die geltenden Sicherheitsbestimmungen halten. Im Inneren von Röhrenamps können potenziell lebensbedrohliche Spannungen herrschen!

Auch wenn der Wechsel möglichst schnell gehen soll: Das Abkühlen der Vorstufenröhren bzw. Endstufenröhren sollte vor dem Tausch unbedingt abgewartet werden – wir übernehmen keine Garantie für beim Tauschen verbrannte Finger! Damit das Tauschen der Elektronenröhren zu einem erfolgreichen Erlebnis wird sollten einige Hinweise schon im Vorwege beachtet werden:

Röhrencharakteristiken

Tube-Amps und ihre Tubes haben zwar die grundlegende Funktionsweise stets gemein, unterscheiden sich in ihrer Charakteristik jedoch mitunter enorm. Bereits im Vorfeld eine grobe Aussage über den Sound nach dem Tuberolling zu treffen bedarf an Erfahrung. Hilfreich ist dabei sich mit den Klangcharakteristiken unterschiedlicher Röhrentypen auseinandersetzen. So liefert eine “heiße” Röhre mehr Verzerrung, während “kalte” Röhren mehr Headroom bieten – je nach gewünschtem Klang gilt es hier zu variieren und zu testen.

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Technische Voraussetzungen

Der Röhrenwechsel an sich ist eine recht einfache Angelegenheit. Dennoch sollten die technischen Voraussetzungen zum Wechsel geprüft werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Neben dem passenden Sockeltyp sollte vor allem auch die Einstellung des Ruhestroms beachtet werden. Das sogenannte Bias regelt dabei die Funktionsweise der Elektronenröhren und hat einen enormen Einfluss auf den Klang. Je nach Verstärkertyp wird das Bias automatisch eingestellt oder benötigt eine manuelle Anpassung. Details zur Biaseinstellung findest du hier.

Vergleichen und Notieren

Kaum etwas ist so schwer zu beschreiben wie der Klang eines Verstärkers – das ist uns aus der täglichen Erfahrung sehr bewußt. Anhänger des Tuberollings experimentieren und halten ihre Testergebnisse und Höreindrücke fest. Ziel ist es, den idealen Klang des eigenen Verstärkers nach und nach herauszukitzeln. Beim Testhören spielt stets auch der subjektive Eindruck eine große Rolle. Daher empfiehlt es sich, bestimmte Röhrenkombinationen durchaus mehrfach zu testen und im direkten Vergleich zu anderen Bestückungen auszuprobieren.

Hifi-Verstärker Innenansicht- - Tuberolling

Tuberolling – Fazit

Den Tube-Amp regelmäßig mit neuen Elektronenröhren auszustatten, gehört zu den Hobbys vieler musikbegeisterter Röhrenliebhaber. Beim Tuberolling streiten sich die Geister, da hier keine defekten Elektronenröhren ersetzt, sondern vielmehr intakte Röhren gegeneinander getauscht, getestet und verglichen werden. Durch den subjektiven Höreindruck sei dahingestellt, ob Veränderungen in der Röhrenbestückung tatsächlich stets hörbar sind.

Die Faszination Tuberolling hat jedoch auch uns ergriffen. Es ist in der Tat bemerkenswert, welche klanglichen Veränderungen sich durch eine veränderte Vor- beziehungsweise Endstufen-Bestückung erreichen lässt. Wie immer gilt: am besten selbst mal ausprobieren, die passenden Röhren findest Du natürlich bei uns im Shop!
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Bildquellen:
Beitragsbild: © kustvideo – stock.adobe.com
Hifi-Verstärker mit Röhren: © Diego – stock.adobe.com
Paar hört Musik: © auremar – stock.adobe.com
Hifi-Verstärker Innenansicht mit Röhren: © trompinex – stock.adobe.com