« So gelingt das DIY-Projekt »
Auf der Suche nach dem perfekten Klang gehen Musiker aufwendige und mitunter teure Wege. Viel Geld fließt in teure Instrumente und natürlich auch – im Fall von E-Gitarristen – in den Röhrenverstärker. Den Sound und den unübertroffenen Charme alter Geräte mit modernster Fertigungstechnik zu koppeln – das ist für viele Musikbegeisterte ein Traum, der oft nur mit einem Röhrenverstärker im Selbstbau zu erreichen ist. Wir stellen heute zwei Varianten des Eigenbaus vor und verraten auch, für wen der Verstärkerbau wirklich geeignet scheint.
Röhrenverstärker Marke Eigenbau – was ist möglich?
Einen selbstgebauten Röhrenverstärker zu realisieren, klingt zunächst einmal nach einem großen Projekt. Und ja, das ist es auch! Dennoch ist es kein Ding der Unmöglichkeit, einen maßgeschneiderten Gitarrenamp in Eigenregie zusammenlöten. Neben dem erforderlichen Werkzeug für den Verstärkerbau und dem unverzichtbaren handwerklichen Geschick, benötigt man dafür aber selbstverständlich einen entsprechenden Schaltplan für Gitarrenverstärker. Glücklicherweise sind viele dieser originalen Schaltpläne erhalten geblieben und auch zugänglich. Die meisten Bau- und Ersatzteile für Verstärker lassen sich online unkompliziert bestellen. Ebenfalls im Internet wird zudem fündig, wer nach detaillierten Bauanleitungen sucht.
Grundsätzlich gibt zwei Möglichkeiten, um dieses Projekt zu realisieren: Möglichkeit eins ist es, den Röhrenverstärker im Eigenbau aus selbst besorgten Einzelteilen zusammenzulöten. Die andere Option ist es, auf ein Verstärker-Kit bzw. auf einen professionellen Amp-Bausatz zurückzugreifen.
Reizvoll, aber aufwendig – der komplette Eigenbau
Die Technologie, die den Röhrenverstärkern der 50er und 60er Jahre ihren großartigen Sound verlieh, ist weit ab von modernem Hightech. Wer mit dem notwendigen Spezialwissen ausgestattet ist, kann sich einen historischen Bau- bzw. Schaltplan besorgen und sich auf die Suche nach geeigneten Teilen machen, um den Amp der Träume im kompletten Selbstbau zu realisieren.
Dabei sind neben dem Bauplan vor allem die diversen Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten untereinander zu beachten: Viele von den Bauteilen, die in den 50er und 60ern verwendet wurden, sind nicht mehr in der Originalversion erhältlich. Und selbst, wenn noch ein paar NOS (New Old Stock) Bauteile aufgespürt werden können, ist nicht klar, ob die Teile mit modernen Bauteilen harmonieren.
Zu guter Letzt ist die Musikalität der DIY-Bastler gefragt. Wer hier durch abweichende Kabeldurchmesser oder Kondensatoren auch nur geringfügig vom Plan abweicht, erhält am Ende des Tages möglicherweise einen funktionsfähigen Amp. Ob dieser dann aber durch seine Soundqualitäten den immensen Aufwand rechtfertigt, ist selbst bei geringsten Bauplanabweichungen nicht gewährleistet. Wer sich wirklich den Traum vom Selbstbau-Gitarren-Amp erfüllen möchte, der ist in der Regel mit einem Verstärker-Bausatz – sogenannten Amp-Kits – deutlich besser beraten.
Amp-Kits als Bausatz für den perfekten Röhrensound
Hochwertige Amp-Kits sind in der Regel Bausätze für den Aufbau eines historischen Röhrenamps. Die Einzelteile der Bausätze sind so ausgewählt, dass die Komponenten im fertigen Zustand ideal aufeinander abgestimmt sind. Zwar verliert der Bau eines Amps per Kit ein wenig an Schrecken, dennoch ist ein solches Projekt eine ernstzunehmende Aufgabe, die viele Stunden Arbeit erfordern wird. Für Anfänger sind solche Bausätze für den Selbstbau deswegen nicht zu empfehlen.
Auch der Aufbau eines vermeintlich übersichtlichen Amp-Bausatzes nimmt in der Regel mehrere Tage in Anspruch. Dabei benötigen alle, die sich mit dem Selbstbau beschäftigen, gute Fähigkeiten mit Messgeräten, Lötkolben und einige Kenntnisse der Elektrotechnik rund um die Verstärker-Röhre. Doch keine Sorge: Wer sich mit dem Werk überfordert fühlt, findet die unterschiedlichen Kits im Fachhandel auch als fertig aufgebauten Gitarren-Amp!
Das Projekt – Voraussetzungen für den Gitarren-Amp Marke Eigenbau
Der Entschluss steht fest? Dann kann der Röhrenverstärker im Selbstbau endlich aufgebaut werden! Wer den Röhrenverstärker im Selbstbau realisieren möchte, ganz gleich ob mit einem Bausatz oder im kompletten Eigenbau, der hat sich für ein herausforderndes Projekt entschieden, das sorgfältige Vorbereitung voraussetzt. Worauf man im Vorfeld und bei der Projektplanung achten sollte, stellen wir in den folgenden Absätzen genauer vor.
Das Material
Je nach Projekt und Bausatz unterscheiden sich die benötigten Bauteile stark voneinander – bereits im Vorfeld des Selbstbau-Projekts sollten alle Parts auf ihre Kompatibilität hin überprüft werden. Welche Röhren passen zur verwendeten Schaltung, welche Kondensatoren ergeben die richtigen Werte. Selbst bei der Verwendung der unterschiedlichen Kabelquerschnitte ist einiges zu beachten.
Hier sind Nutzer von vorgefertigten Kits im Vorteil: Je nach Ausgestaltung und Schaltung sind bereits alle Bauteile und Röhren auf Funktion und Kompatibilität überprüft. Wenn ein kompletter Amp im Selbstbau entstehen soll, können auch Gehäuse, Lautsprecher, Röhren und Co. Teil des Pakets sein.
Wichtig: Mit dem Aufbau sollte man erst dann beginnen, wenn alle Teile bereitliegen.
Das Werkzeug
Der Selbstbau eines Röhrenverstärkers ist eine herausfordernde Bastelarbeit, die nur mit hochwertigem und geeignetem Werkzeug möglich ist. Wir haben die wichtigsten Parts aufgeführt, die für das Verstärkerbauprojekt notwendig sind. Soll auch das Gehäuse von Grund auf neu gebaut werden, kann noch weiteres Werkzeug hinzukommen.
Die absoluten Basics für ein Projekt dieser Größe sind:
- Messgeräte zum Durchmessen der Widerstände, Röhren und Leitungen
- Hochwertiger Lötstation mit Lötkolben, dritter Hand, Lupe, Zange, Pinzette, hochwertiges Lötzinn und Flussmittel
- Schraubendreher, Zange, Schraubenschlüssel, Inbus, etc.
Die handwerklichen Fertigkeiten
Der Umgang mit allen benötigten Werkzeugen sollte geübt und sicher sein. Besonders die Lötarbeiten müssen an der Röhre ordentlich und exakt ausgeführt werden, um kalte Lötstellen beim Selbstbau des Verstärker-Kits zu vermeiden. Ferner sollte man in der Lage sein, einen komplexen Schaltplan zu lesen und zu verstehen. Der gekonnte Umgang mit dem Messgerät und die richtige Interpretation der Messwerte ist notwendig, um den Aufbau des Amps per Schaltplan zu meistern. Wichtiger als alle praktischen Skills ist aber die Geduld und das Sicherheitsbewusstsein. Besonders im “heißen” Betrieb können lebensbedrohliche Spannungen im Inneren einer Röhre auftreten. Oberste Priorität hat es daher, alle Sicherheitsbestimmungen einzuhalten und sich unter keinen Umständen bei der Arbeit hetzen lassen.
Optimales Arbeitsumfeld und Zeitmanagement
Zeitlich und räumlich sind die Voraussetzungen für einen Amp-Selbstbau ebenfalls zu beachten: Für den Aufbau eines Verstärker-Kits benötigen auch geübte Bastler mehrere Tage. Dabei kommt es auf die Komplexität der Arbeiten an; die Erfahrung spielt eine große Rolle und auch die Verfügbarkeit aller notwendigen Werkzeuge ist elementar!
Eine saubere, helle Werkstatt, in der das Projekt zur Not auch mehrere Tage gefahrlos liegen kann, ist eine gute Ausgangsposition. Wichtig ist, dass alle Werkzeuge gut zu erreichen sind und elementare Dinge wie die Lötstation zentral liegen. So können auch unzugängliche Bereiche gut bearbeitet werden. Und: Man munkelt, dass ein Amp-Selbstbau nur mit guter Musik funktioniert.