Elektronenröhren, Nahaufnahme

Röhrensockel

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Jeder Musiker oder Hi-Fi Enthusiast, der regelmäßig die Röhren eines Verstärkers wechselt, kennt die unterschiedlichen Typen von Röhrensockel aus eigener Anschauung. Aber worin sich diese Verstärkerbauteile, abgesehen von der Form, unterscheiden, ist nicht jedem Freund des gepflegten Röhrensounds wirklich klar. Wir bringen Licht ins Dunkel und erklären, welche Unterschiede es zwischen Oktal-, B7G- und Noval-Fassung wirklich gibt. 

Sockel oder Röhrenfassung?

Bevor wir auf die Unterschiede und Besonderheiten von Röhrensockeln eingehen, stellen wir die grundsätzliche Funktionsweise und Aufgabe der verschiedenen Sockeltypen im Inneren des Röhrenverstärkers vor. Doch keine Sorge: Die technischen Feinheiten sind schnell erklärt und verlangen kein Studium der Elektrotechnik! Bei der Behandlung des Themas werden häufig die Begriffe Sockel und Röhrenfassung synonym verwendet. Um Verwirrungen zu vermeiden, sollten diese jedoch streng getrennt werden.

Eine Fassung ist Teil des Verstärkers. Sie nimmt die Pins der Röhre auf und fixiert sie am Verstärker. Der Röhrensockel dagegen ist Teil der Elektronenröhre und beinhaltet die genannten Pins der Röhre. Röhrensockel und Fassung arbeiten dabei wie Stecker und Dose zusammen und bilden gemeinsam den Übergabepunkt der Röhren zum Verstärker. Bei der Auswahl von geeigneten Elektronenröhren für einen bestehenden oder neu aufzubauenden Röhrenverstärker ist daher nicht nur auf den Sockeltyp der Röhren zu achten. Auch die verwendete Einfassung muss auf die ausgewählten Bauteile abgestimmt sein.

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Schutz vor Beschädigungen und Brücke des Signalwegs

Da ein Röhrenverstärker ohne Elektronenröhren nicht viel mehr ist, als ein schöner Platzverschwender, müssen die Elektronenröhren ihre Leistung und Aufgabe mit dem Rest des Verstärkers in Einklang bringen. Genau hier kommt der Röhrensockel zum Einsatz und übernimmt zwei grundlegende Aufgaben. Zunächst ist der Röhrensockel ganz entscheidend daran beteiligt, die empfindliche Elektronenröhre im Inneren des Verstärkers zu fixieren. Besonders mechanische Beschädigungen der Elektronenröhren könnten ansonsten desaströse Folgen haben – die empfindlichen Bauteile sind zwar recht robust, ein gesprungenes Glas oder angeschlagene Kontakte verzeihen sie jedoch nicht.

Neben der mechanischen Fixierung der Röhren stellen die Sockel jedoch vorrangig den Kontakt der Tubes mit dem Inneren des Amps (Fassung) und damit den eigentlichen Signalweg her. Die Pins der Röhre leiten die benötigten Informationen, also die unterschiedlichen Signalströme, über die Röhrensockel an die Röhrenfassung weiter und sind die Übergabestelle zwischen Röhre und Amp.

Um diesen Kontaktweg herzustellen, müssen die Sockel einen vakuumsicheren Verschluss bilden – ansonsten könnten die Elektronenröhren nicht in der gewohnten Weise arbeiten. Um dieses Vakuum zu erhalten, wurden im Laufe der Zeit unterschiedliche Aufbauten gewählt, welche wir im nächsten Abschnitt erläutern werden.

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Der allgemeine Aufbau von Röhrensockeln

Um die Anschlüsse der Elektrodenanschlüsse vakuumsicher zu gewährleisten, wurden immer neue Sockel-Typen entworfen. Während in den Anfängen der Röhrentechnologie hauptsächlich so genannte Quetschfuß- oder Stahlröhren verwendet wurden, entwickelte sich auch der Aufbau der Elektronenröhren weiter. Die Anschlüsse der alten Röhrentypen wurden mittels dünner Drahtstifte realisiert. Moderne Allglasröhren verwenden eine andere Technik: Ein am Röhrenkolben angeschmolzener Pressteller ist Röhrensockel und Kontakt in einem – dafür sorgen eingelassene Chromeisenstifte. Diese Stifte, im englischen Sprachraum als Pins bezeichnet, sind die bestimmenden Bauteile für die Passform der Fassung und Sockel, wie sie heute verwendet werden.

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Unterschiedliche Sockeltypen

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Elektronenröhren wurden immer wieder neue Röhrenformen und Funktionsweisen erfunden – von einfachen Trioden bis hin zu sehr komplex aufgebauten Pentoden unterscheidet sich dabei nicht nur die Arbeitsweise im Inneren der des jeweiligen Röhrentyps. Auch die Sockelformen wurden immer weiter angepasst und optimiert. So kommt es, dass heute eine Vielzahl an Röhrensockeln verwendet werden. Wir stellen die gängigsten Sockeltypen im Folgenden genauer vor.

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Oktal (8 Pin)

Oktalsockel werden bei vielen modernen, aber auch bei zahlreichen klassischen Elektronenröhren verwendet. Die Anzahl der Pins (8) gibt den Sockeln und den zugehörigen Fassungen ihren Namen. Die Anschlusspins sind bei Oktalsockeln in einem gleichmäßigen Kreis angeordnet und werden in entsprechende Fassungen eingesteckt. Die hierbei oft verwendeten Gabelfederkontakte stellen eine Verbindung zu den Stiften des Röhrensockels her und fixieren die Elektronenröhre an Ort und Stelle. Typische Beispiele für Röhren mit Oktalsockel sind die EL34 oder 6V6GT, die in zahlreichen Gitarrenverstärkern eingesetzt werden.

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Noval (9 Pin)

Novalfassung wurden als weitere Entwicklungsstufe vorgestellt und beinhalten, wie der Name erahnen lässt, neun angeschlossene Kontakte, welche im Kreis angeordnet sind. Baulich unterscheiden sich Noval- und Oktalfassungen dadurch, dass bei Oktalfassungen die Pins gleichmäßig symmetrisch angeordnet sind. Auch bei der Novalfassung halten Federkontakte die Kontaktpins der Novalröhren fest und fixieren diese an dem jeweiligen Pol. Ein bekannter Vertreter mit Novalsockel ist die Röhre des Typs 12AX7A . Dieser Röhrentyp wird in Gitarrenverstärkern und Hi-Fi Equipment gleichermaßen verwendet.

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UX 4 (4 Pin)

Heute nur noch im High-End Hi-Fi Segment regelmäßig anzutreffende UX4-Sockel und die so gesockelt ausgeführten Elektronenröhren gehören sicher zu den exklusiveren Bauteilen, die ein Verstärker beinhalten kann. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass für diese hochwertigen Bauteile in der Regel beträchtliche Summen fällig werden. Doch der sanfte, musikalisch unübertroffene Klang der 4-Pin Bauteile macht die Investition mehr als wett!

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B7G (7 Pin)

B7G Elektronenröhren gehören nicht unbedingt zu den am häufigsten eingebauten Elementen, dennoch haben sie eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Röhrentechnik gespielt. So wurde z.B. die berühmte Hammond-Orgel M100 mit 7-Pin Röhrensockeln B7G ausgestattet.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Röhrensockel

Ob Noval oder Oktal – besonders beim Röhrentausch und beim Aufbau von selbstgebauten Amps erreichen uns immer wieder Fragen, die auch die Röhrensockel betreffen. Wir haben die häufigsten Fragen gesammelt und liefern die Antworten.

Kann man die Röhrenfassung selbstständig wechseln?

Bei Röhrenfassungen und Sockeln lassen sich zwei Typen von Montagesystemen für die Röhrenfassung voneinander unterscheiden: Die Printmontage und die Chassismontage. Während Röhrenfassungen bei der Printmontage direkt mit den verwendeten Platinen verlötet werden, können bei Röhrenfassungen mit Chassismontage Kabel an den entsprechenden Gehäusepunkten angebracht werden, um später die Röhrensockel aufzunehmen.

Wer also im Umgang mit Lötkolben und Messgerät geübt ist, kann eine Röhrenfassung für den passenden Typen von Röhrensockel durchaus selbst tauschen. Dennoch sei auf die potenziell lebensbedrohlichen Spannungen im Inneren von Röhrenverstärkern hingewiesen!

Mehrere Röhren stecken nebeneinander in den Fassungen eines Verstärkers Röhrensockel

Wann muss eine Röhrenfassung getauscht werden?

Röhrenfassungen können im Laufe ihrer Lebenszeit Defekte aufweisen, die einen Austausch erforderlich machen. Dazu gehören neben mechanischen Beschädigungen wie gebrochenen Kontakten auch Korrosion und Abrieb der Kontakte. Kann der sichere Kontakt zu den Röhrenelektroden nicht mehr garantiert werden, sollte das Bauteil ausgetauscht werden. So kann ein Röhrendefekt vermieden werden.

Behutsam nimmt ein Hi-Fi-Freund einen Röhrenwechsel an einem Verstärker vor Röhrensockel

Haben die Sockel einen Einfluss auf den Klang der Röhrenverstärker?

Nein, die Sockel selbst haben keinen messbaren Einfluss auf den Klang der Röhrenverstärker. Da jeder Sockel aber von spezifischen Röhrentypen verwendet wird, ist der Klangunterschied dennoch spürbar – als Unterschied zwischen einer EL34 und einer AX7A, zum Beispiel.

Was bedeutet ungesockelt?

Ungesockelt eingesetzte Elektronenröhren werden in der Regel nur bei wissenschaftlichen oder experimentellen Aufbauten verwendet. Die Elektronenröhren werden in dieser Form direkt mit den entsprechenden Elektroden verdrahtet und verschaltet – sie sind ungesockelt. Durch die Weiterentwicklung der Röhrentechnik werden aber auch moderne Allglasröhren als sockellos bezeichnet, da sie über direkt verschmolzene Kontaktstifte verfügen. Beinahe alle gängigen Gitarrenverstärker und Hi-Fi Vor- bzw. Endstufen verfügen dagegen über gesockelte Röhren, am häufigsten sind dabei Röhren mit Oktal- oder Novalsockel.

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Bildquellen:
Beitragsbild: © Roberto Schettler – stock.adobe.com
Vier Röhren nebeneinander: © Tyler – stock.adobe.com
Röhrentausch an einem Verstärker: © kustvideo – stock.adobe.com