« Reminiszenz an die legendären Tweed-Amps »
Wer beim Wort “Tweeds” an das Vintage Sakko des alten Mathelehrers denkt, ist hier falsch – in unserem heutigen Artikel soll es um die sagenumwobenen Vintage Röhrenverstärker aus dem Hause Fender gehen. Kaum eine Verstärkerreihe hat es zu derartigem Ruhm gebracht. Doch kann man die Vintage Röhrenverstärker wirklich als Serie oder Reihe zusammenfassen? Was macht die Verstärker der damaligen Zeit aus und woher kommt der Ruhm der Vintage Röhrenverstärker? Wir beschäftigen uns mit dem Mythos Tweeds und betrachten die Verstärker im Tweed-Style einmal ganz genau. Und wir kümmern uns natürlich auch um moderne Alternativen – wie zum Beispiel die TAD Amp Kits im Tweed-Style!
Fender Tweed-Amps – Eine Begriffsbestimmung
Um sich dem Phänomen Tweedverstärker zu nähern, muss zunächst einmal definiert werden, welche der zahlreichen, in gelblichen Stoff gekleideten Vintage Röhrenverstärker überhaupt in die Kategorie fallen.
Tweed-Amps – Ursprung
Nachdem sich der talentierte Radiotechniker Leo Fender der Entwicklung von Instrumentalverstärkern zugewandt hatte, wurden die Vintage Röhrenverstärker in Handarbeit entwickelt und verarbeitet. Abgesehen von (damals) neuen, technischen Entwicklungen überzeugten die Geräte auch optisch. Das Äußere der Verstärker wurde in der Zeit von 1948 bis ca. 1964 mittels eines robusten Stoffmaterials bespannt. Dieses gelbliche Material sollte von nun an die gesamte Ära über die bevorzugte Bespannung der Amps und Boxen werden – und damit auch Namensgeber für die Tweeds.
Welche Vintage Röhrenverstärker sind Tweed-Amps?
Im Laufe der Firmengeschichte entwickelten die Amerikaner eine große Anzahl unterschiedlicher Vintage Verstärker. Die Baureihen und Modelle der Röhrenverstärker unterscheiden sich dabei vor allem durch die interne Aufteilung und Elektronik. Zu den klassischen, als Vintage bezeichneten Tweeds gehören daher auch eine ganze Reihe von Modellen. Unter anderem gehören die Amps der Princeton, Twin, Deluxe oder der Champ Reihe zu den klassischen Vertretern der Tweeds mit Röhre.
Doch Achtung: Nicht alle Ausgaben der genannten Reihe werden von Puristen den Tweeds zugerechnet. Meist wird als Definitionsgrenze die Zeit von 1948 bis 1960 genannt, wobei die Champ-Serie bis in das Jahr 1964 hinein mit Tweedstoff bespannt wurde.
Tweed Amps heute – moderne Anlehnungen an das Original
Natürlich ist die Begeisterung der Musiker für die Tweeds nicht am Hersteller vorübergegangen. Neben zahlreichen Neuauflagen und Special-Editions werden mittlerweile auch wieder völlig neu gestaltete Vintage Röhrenverstärker mit dem Stoff bespannt und sollen sich (zumindest optisch) an die historischen Vorbilder anpassen und auch klingen, wie die “alte Röhre”. Ein Beispiel für einen solchen, modernen Tweed-Amp ist der Eric Clapton Signature Verstärker. 2012 im Rahmen der Signature Series vorgestellte Amp (mit der Bezeichnung EC), verfügt der Röhrenverstärker über das Äußere (und vor allem auch den Klang) der vintage Vorbilder.
Worauf es wirklich ankommt – der Sound
Klar, der Bezugsstoff der Verstärker ist chic – aber darauf kommt es bei den Tweeds nur in zweiter Reihe an. Als stilprägend gilt bei allen Tweeds der unverwechselbare Sound, der vielen Gitarristen als der Heilige Gral der Röhre gilt. Doch fragt man hundert Gitarristen, bekommt man wohl ca. 104 Antworten auf die Frage, wie der klassische Tweedverstärker-Sound beschrieben werden kann.
Um eine grobe Übersicht zum Klang der unterschiedlichen Modelle zu liefern, haben wir eine kurze Zusammenstellung von Songs und Alben berühmter Gitarristen erstellt, die mit ihrem Spiel den Sound der Tweed Amps geprägt und bekannt gemacht haben:
Neil Young – Deluxe
Sound ist für Neil Young schon immer die Bestimmung gewesen. Sowohl gesanglich als auch über die Gitarre war er schon immer ein Vorreiter des “Guten Tons” durch die Röhre. Sein Gitarrensound ist unter anderem durch einen alten Deluxe Verstärker gekennzeichnet. Der satte, knurrende Sound der Röhren ist besonders in den Songs Cinnamon Girl oder Like A Hurricane gut zu hören. Besonders das leichte Aufbrechen des Sounds ist gerade in den lauteren Passagen ein echter Genuss!
Eric Clapton – Champ
Klar, Eric Clapton gilt als einer der größten Namen im Business. Mit seinem Sound hat er neue Maßstäbe gesetzt, unter anderem auch dank eines Champ Verstärkers. Der Sound des kleinen 5 Watt Vintage Röhrenverstärkers mit nur einem kleinen Speaker soll der Ursprung der Klänge des legendären Layla-Tracks sein. Über die genaue Zusammensetzung der Sounds kann aber heute kaum noch jemand Auskunft geben – auch Mr. Clapton selbst ist mit unterschiedlichen Aussagen zitiert. Dennoch ist der Layla-Tone nahe an dem, was der Champ zu bieten hat: Warmer, natürlicher Klang mit Distortion durch die Röhren bei größerer Last – ein Traum!
Pete Townshend – Bandmaster
Pete Townshend hat sich mit seiner Arbeit bei The Who einen Namen gemacht. Die Sounds des Gibson-SG Zerstörers vom Dienst wurden über weite Teile seines Schaffens durch einen Bandmaster aus amerikanischer Fertigung und die dazugehörigen Röhren geprägt. Besonders gut ist der Verstärker auf der “Who’s Next” zu hören: Starke Mittenbetonung und klare, harmonische Cleans machen die Schallplatte zu einer der besten Aufnahmen von The Who und räumen den Röhren einen Platz in der Hall of Fame ein.
Moderne Alternativen zum Vintage Verstärker – Die TAD Tweed-Style Kits
So toll der Sound der originalen Tweed Amps auch ist: Nur die wenigsten Gitarristen dürften das Glück (und den Geldbeutel) besitzen, einen Original Verstärker zu erwerben. Gut, dass es moderne Alternativen gibt, die dem Klang des Originals näherkommen, als manch einer denkt. Wir stellen drei Varianten der TAD Tweed Style Verstärker für Gitarristen vor:
One-6 GS, 5F2 Style
Ganz im Stil des Fender Princeton gehalten liefert der Verstärkerbausatz von TAD einen single-ended Class A Röhrenverstärker der Extraklasse. Mit ca. 6 Watt Leistung ist der One-6 kein Kraftpaket, liefert dafür aber eine wunderschöne, sahnige Auflösung der Röhren und kann besonders im Overdrive mit einem sehr verträglichen Nebengeräuschverhalten begeistern.
Für alle, die sich den Zusammenbau eines Verstärker-Kits zutrauen, bietet der One-6 GS damit den Klang einer Legende – für einen Bruchteil des Preises!
One-5, 5F1 Style
Ganz klar – hier spielt der legendäre Champ in seiner Paradedisziplin. Wie bereits beschrieben setzte einst Eric Clapton einen 5 Watt Fender Champ ein, um den Layla-Klang zu erreichen. Mit der simplen Konstruktion und der relativ geringen Leistung ist der One-5 wie ein Prototyp des Röhrenverstärkers: Klare, warme Clean-Sounds wechseln sich mit fetten, strukturierten und harmonischen Overdrive-Sounds ab. Besonders in einer Studiosituation überzeugt der Klang des TAD Verstärkers voll und ganz!
Tweed One-Twelve-16, 5E3 Style
Hier kommen die großen Geschütze: Zwar ist der One-Twelve mit seinen 16 Watt noch immer kein echtes Kraftpaket, liefert aber dennoch genügend Dampf, um ganz im Stil des Deluxe zu rocken. Wer auf der Suche nach dem typischen Neil Young Klang ist, findet hier eine bezahlbare, hochwertige Alternative zum Original.
Wer sich den Aufbau eines solchen Kits nicht zutraut, findet auch Versionen des Amps als fertig aufgebaute und verdrahtete Verstärker – viel Spaß!
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Bildquellen:
Beitragsbild: By John Tuggle from Decatur, Ga, USA – strat and amp, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41581624
1957 Fender Twin Amp By Deidre Woollard – DSC_0010, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27503879
Neil Young: By Alterna2 – https://www.flickr.com/photos/alterna2/3582360735/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12230246
Eric Clapton und andere: By Alex G from Puteaux, France – Eric Clapton & B.B. King, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65965761