Pickups von E-Gitarre - Humbucker splitten

Humbucker splitten

« Dank modifizierter Schaltung neue Sounds entdecken »

Der Klang der E-Gitarre wird von vielen Komponenten und Faktoren beeinflusst: Spieltechnik, Effektgeräte, passive Verstärkerbauteile und natürlich spielen auch die Verstärker-Röhren eine entscheidende Rolle. Gemeinsam mit den Tubes beeinflusst der Tonabnehmer den Sound und Klangcharakter dabei aber sicher am stärksten. Ob Single-Coil oder Humbucker, aktiv oder passiv, high Output oder ganz zahm – die Pickups prägen den Klang maßgeblich. Heute wollen wir erklären, was gemeint ist, wenn von Humbucker splitten die Rede ist und welche Vorteile das sogenannte Coil-Splitting bietet.

Funktionsweise des Humbuckers – kurz erklärt

Besonders Humbucker bieten eine ganze Bandbreite an Sounds! Tonabnehmer für die E-Gitarre funktionieren nach dem uralten physikalischen Prinzip der Induktion. Vereinfacht ausgedrückt läuft das so:

Im Kern besteht ein Tonabnehmer aus den folgenden Komponenten: Magnet, Spule und Metallkerne. Der Draht der Spule ist eng um die magnetisierten Pole-Pieces (die Metallkerne) gewickelt und befindet sich im Zentrum des Magnetfeldes. Trifft nun ein anderes, magnetisches Metallteil (wie die Gitarrensaiten) auf dieses Magnetfeld und bewegt sich darin, wird durch die sogenannte Induktion ein schwacher, elektrischer Strom ausgelöst. Über den Draht der Spule gelangt dieser schließlich zum Verstärker.

Aufbau eines Humbuckers

 

Die Besonderheit des Humbuckers ist dabei, dass hier zwei Spulen (auch Coils genannt) dicht beieinander liegen und so gegenseitig ihre Brumm-Einstreuungen eliminieren. Doch wem der sahnige, warme und sehr charakterstarke Sound nicht ausreicht, der findet in der technischen Anordnung Ansatzpunkte für Modifizierungen!

Amber Pickup SET: Spirit of 59 - Aged Optik - Humbucker splitten

Voraussetzungen für das Splitten der Humbucker

Die normalerweise in Reihe geschalteten Coils haben insgesamt vier Drahtenden. In der klassischen Schaltung ist davon einer an die Masse angeschlossen, je einer stellt die erforderliche Verbindung her und einer ist als heißer Ausgang am Output verlötet. Oftmals werden die Verdrahtungen in Wachs eingegossen, sodass der Pickup nur über zwei sichtbare Adern verfügt. Hier sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Stehen aber vier Adern zur Verfügung (wie bei den meisten handelsüblichen Parts), steht dem Splitten nichts mehr im Wege!

Schalter für das neue Setting

Bevor wir zu den unterschiedlichen Schaltungen kommen, hier ein kurzer Blick auf die unterschiedlichen Schaltertypen, die bei modifizierten Humbuckersettings eingesetzt werden:

Mini-Switches

Die kleinen Schalter werden im Korpus der Gitarre eingelassen und können einfach und schnell betätigt werden. Nachteil: Zusätzliche Bohrungen können notwendig werden, um die Schalter zu platzieren und anzuschließen.

Fender Push Mini Switch, für Kanalwahl Blues/HR Deluxe/Deville

Push-Pull Potis

Push-Pull Potis sind normale Potentiometer, die über einen internen Schalter verfügen. Wird der Gitarren-Poti nach oben gezogen, ist der Schalter geöffnet. Wird der Poti wieder nach unten gedrückt, ist er geschlossen. Der Vorteil: Trotz Schaltungsvariationen können die bestehenden Bohrungen verwendet werden.

CTS Push/Pull-Pot 1M-log, 6.3mm, massive glatte Achse

Unterschiedliche Schaltungsarten – Splitting und Tapping

Welche Möglichkeiten gibt es, um einen Humbucker zu verdrahten? Wir stellen die beiden häufigsten Modifikationen im Folgenden genauer vor.

Coil-Split

Um einen Humbucker splitten zu können, müssen die vier Adern frei liegen und erreichbar sein. Zunächst wird der Beginn der ersten Drahtspule ganz klassisch mit der Masse verbunden. Die Verbindung der beiden Drahtspulen zueinander (Ende zu Anfang des Spulendrahts) erfolgt ebenfalls nach altem Schema. Zwischen die Verbindung der beiden Drahtspulen wird nun jedoch ein Schalter eingebaut, welcher die Verbindung der Drahtspulen sozusagen kappen kann, indem er den Beginn der zweiten (und gleichzeitig das Ende der ersten) Spule erdet.

Nun liegt also folgende Verdrahtung vor: Spule A ist mit dem Beginn und dem Ende des Drahtes geerdet – kein Signal. Spule B hat eine Erde und einen Output, dies kennen wir als klassische Single-Coil-Verdrahtung. Durch das Aktivieren des Schalters wird nun also die Erdung ein- und ausgeschaltet. So schnell und einfach lässt sich aus einem Humbucker ein Single-Coil machen.

Humbucker-Pickups-Nahaufnahme - Humbucker splitten

Humbucker splitten – der Klang

Die Tonabnehmer zu splitten ist die häufigste und wohl auch beliebteste Modifikation an den Tonabnehmern. Im Ergebnis ergibt sich beim Splitten ein Sound, der an den Klang eines einzelnen Single-Coil erinnert, jedoch etwas klarer und weniger mittenbetont ist. Durch die Anpassung wird er jedoch empfindlicher gegenüber verschiedenen Störeinflüssen. Im Gegensatz zum recht voluminösen und mittigen Klang eines Humbuckers wirkt der Sound nach dem Splitten sehr viel filigraner und feiner. Die Höhen des Signals werden durch das Splitten hervorgehoben, gleichzeitig verlieren die Bässe in der neuen Schaltung an Dominanz. Besonders bei Soli lassen sich durch das Splitten so sehr hochauflösende, elegante Klänge kreieren. Gleichzeitig verliert das Signal etwas an Punch – bei starken Verzerrungen können zudem Störgeräusche entstehen, die ein sehr feinfühliges Gitarrenspiel erfordern.

Amber Pickup SET: Spirit of 59

Zwar ähnelt der Klang nach dem Splitten des Humbuckers dem eines Single-Coils, dennoch sind markante Klangunterschiede wahrnehmbar – in Nuancen wirkt ein gesplitteter Tonabnehmer “kleiner” und weniger dreckig, als es reinrassige Single-Coils in Kombination mit einer Röhre oftmals sind. Dabei kommt es aber natürlich auch wieder auf die grundlegende Charakteristik des jeweiligen Pickups an.

Coil-Tapping: Spulen parallel schalten

Coil-Tapping beschreibt das Umschalten der Drahtspulen auf Parallelbetrieb. Beide Coils werden so verdrahtet, dass sie auf Schalterstellen A im normalen Reihenbetrieb laufen, in Schalterstellung B wechselt jedoch die Verdrahtung und die Drahtspulen werden parallel betrieben. Die erreichten Klänge wirken beinahe noch heller als die eines einspuligen Tonabnehmers, sind jedoch aufgrund der beiden verwendeten und aktiven Spulen weniger störanfällig. Zur recht komplexen Verdrahtung sollte unbedingt eine Schaltskizze angefertigt und auf den zu verwendenden Schalter abgestimmt werden.

Parallel-Schaltung – der Sound

Parallel geschaltete Spulen arbeiten wie zwei miteinander synchronisierte Single-Coils. Im Vergleich zum gesplitteten Humbucker wirkt der Sound noch heller und klarer. Die Durchsetzungskraft im für Gitarren so typischen Mittenband ist geringer, dennoch arbeitet der Tonabnehmer weiter mit zwei Spulen und ist demnach ebenfalls weniger störanfällig. Aufgrund der sehr komplexen Schaltung, die bei der Parallel-Schaltung erforderlich ist, ist es in der Regel die zuverlässigere Variante, den Tonabnehmer zu splitten.

Splitten oder Parallel-Schaltung?

Nicht nur das Splitten des Tonabnehmers, auch andere Schaltungen können Klang und Charakter einer E-Gitarre maßgeblich beeinflussen. Voraussetzung für das neue Klangparadies ist dabei die interne Verdrahtung des eingesetzten Tonabnehmers – sind vier Adern frei, können sämtliche Spielereien verwirklicht werden.

Amber Pickup einzeln: Spirit of 59

So lassen sich viele neue Klänge aus dem Instrument herausholen – einen hochwertigen Tonabnehmer vorausgesetzt. Um die Modifikationen umzusetzen, benötigen Musiker etwas Routine beim Arbeiten mit dem Lötkolben und etwas Fingerspitzengefühl. Mit einer ausführlichen Schaltskizze, dem richtigen Werkzeug und etwas Geduld lassen sich der vertrauten Gitarre jedoch ganz neue Sounds entlocken. Wir wünschen viel Spaß beim Experimentieren!
______________________________________________________________________________________________________________________________


Bildquellen:
Beitragsbild: © Guilherme – stock.adobe.com
E-Gitarren-Pickups, Nahaufnahme: © Vadim Rodnev – stock.adobe.com