Gitarrenverstärker einstellen

Gitarrenverstärker einstellen

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Um Gitarrensound in seiner ganzen Pracht genießen zu können, muss ein Röhrenverstärker her – so weit, so bekannt. Doch wie lässt sich der Sound am Verstärker weiter beeinflussen und ein Gitarrenverstärker einstellen? Unterschiedliche Möglichkeiten der Klangregelungen, Effektgeräte, Hall und Co. machen die Einstellung eines Röhrenverstärkers nicht gerade übersichtlich. Für alle, die sich schon immer einen Überblick zum Thema Gitarrenverstärker einstellen gewünscht haben, können sich freuen. Wir werden die wichtigsten Regler und Soundoptionen darstellen, um den Gitarrenverstärker einstellen zu können.

Gitarrenverstärker einstellen – Grundlagen

Um die unterschiedlichsten Einstellungsmöglichkeiten und Regler der Gitarrenverstärker bewusst und zielführend einzusetzen, muss zunächst die technische Grundlage der Klangentstehung und -beeinflussung bekannt sein. Zwei “Bausteine” sorgen im Inneren der Gitarrenverstärker für den Sound der Gitarre: Der Vorverstärker/Preamp und die Endstufe. Während die Endstufe hauptsächliche Leistung bringen soll, liefert der Vorverstärker die klanglichen Feinheiten des Amps.

Vorverstärker

Im Preamp wird das Eingangssignal zunächst verstärkt, um es an die Endstufe weiterzugeben. Doch auch Klangregler und das Einstellen Gain-Einstellungen (s.u.) arbeiten in der Vorstufe. Neben allerhand Equalizer- und Effektmöglichkeiten, prägen vor allem auch die verwendeten Vorstufenröhren den Klang des Verstärkers. Besonders bissig klingende Amps arbeiten gern mit übersteuernden Vorstufenröhren (“Distortion”) und geben dem Sound eine schneidende, sehr durchsetzungsstarke Charakteristik. Bei sanfteren Artgenossen wird das Signal der Gitarre möglichst unverfälscht auf den richtigen Pegel gebracht und an die Endstufenröhren weitergereicht.

E-Gitarre und diverse Verstärker - Gitarrenverstärker einstellen

Endstufe

Die Endstufe liefert den notwendigen Output, um die schwachen, elektrischen Signale in eine mechanische Bewegung der Lautsprechermembran zu wandeln. Dabei wirken die Endstufenröhren des Verstärkers als Leistungsbringer – haben jedoch auch einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf den Klang des Verstärkers. Je nach Röhrentyp ist der Grad der Übersteuerung (Endstufenzerre, “Overdrive”) der typische Röhrencharakter, der von Gitarristen so geliebt wird.

Blackface 22 Reverb AB763 Style Amp-Kit

Übrigens: Eine hohe Wattzahl lässt erkennen, welche Lautstärkepegel der Verstärker erreichen kann, ohne in die Verzerrung zu fallen.

Der Röhrenverstärker als Soundschmiede

Die klanglichen Optionen, die ein Röhrenverstärker bietet, sind recht umfangreich, wenn man weiß, an welchem Knöpfchen man zu drehen hat. Wir haben die typischen Regler und Knöpfe von Amps in unsere Übersicht aufgenommen und verraten, welchen Effekt die Variablen auf den Gitarrensound haben und wie man seinen Gitarrenverstärker einstellen kann.

Achtung: Nicht alle Verstärker haben alle vorgestellten Einstellungsmöglichkeiten, manche haben sogar noch mehr – was folgt, ist lediglich eine Übersicht zum Thema „Gitarrenverstärker einstellen“ und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

Volume

Der Volumen Regler ist für die Arbeitslast der Endstufe verantwortlich und entscheidet, wie der Name schon sagt, über die Lautstärke des Amps. Doch Obacht: Wie wir dargestellt haben, ist die Arbeitslast der Endstufe dafür verantwortlich, den Verstärker in den Overdrive zu schicken. Wer sich also eine schöne Verzerrung in den Sound zaubern möchte, sollte die Endstufe entsprechend einstellen. Tipp: Bei hohen Wattzahlen steigt die Lautstärke dabei sehr stark an, so dass unter Umständen ein Power-Soak o.ä. verwendet werden sollte – ansonsten droht der Besuch beim HNO-Arzt.

Gitarrenverstärker, Einstellungen - Gitarrenverstärker einstellen

Master Volume

Um die Lautstärken auch bei einem voll ausgefahrenen Overdrive Sound in Grenzen zu halten, haben findige Techniker die Master Volume Regelung erfunden. Hierbei wird die Gesamtlautstärke des Amps NACH dem Volume Regler und damit der Endröhrensättigung beeinflusst. Overdrive in Wohnzimmerlautstärke zu genießen ist so durchaus möglich – Puristen bemängeln jedoch einen hörbaren Eingriff in den Sound beim Einstellen.

Gain

Während Overdrive als recht natürliche, warme Verzerrung wahrgenommen wird, liefert die Distortion der Vorstufe einen schneidenden, metallischen Klang, der vor allem in härteren Rock- und Metal-Spielarten sehr beliebt ist. Über den Gain-Regler wird die Vorstufe angefeuert – bis zum Übersteuern eben dieser Röhren lässt sich der Gitarrenverstärker einstellen. Der so entstandene Sound wird erst nach der Vorstufe an die Endstufe übertragen und auf die gewünschte Lautstärke verstärkt.

Achtung: Fingerspitzengefühl ist hier beim Einstellen alles! Die Kombination von Gain und Volume ist sehr mächtig und führt schnell zu unmusikalischem, hartem Zerren.

Equalizer

An beinahe jedem Amp zu finden und beinahe nie im vollen Umfang genutzt – ungefähr so könnte man den EQ oder Equalizer beschreiben. Dabei bietet der typische 3-Band-EQ eine Menge Potenzial, den eigenen Sound zu optimieren! Der Equalizer selbst ist eine Art Filter, der eine bestimmte Frequenz (Höhen, Mitten und Tiefen) des Signals herausfiltert und so den Klang beeinflusst. Die meisten Verstärkermodelle verfügen über einen passiven Equalizer. Bei diesen Modellen ist der Filter auf Position “0” am stärksten – die wenigsten Anteile der jeweiligen Frequenz werden durchgelassen. In der höchsten Stufe ist der Filter dann “offen” und die Frequenzen können beinahe ungehindert passieren. Aktive EQs sind in der Lage, Frequenzen wie Höhen und Bässe aktiv anzuheben. Sie liefern eine größere Vielfalt beim Anpassen des Sounds, erfordern aber eine gewisse Einarbeitungszeit. Die Frequenz, die ein EQ in der Regel ansteuert, sind meist in drei Gruppen aufgeteilt.

3-Band-Equalizier an einem Gitarrenverstärker

Treble

Die Höhen, auch als Treble bezeichnet, bestimmen die oberen Frequenzanteile und sorgen für klare, singende Anteile im Sound. Zu stark aufgedreht wird der Sound schneidend und verliert seine musikalischen Eigenschaften.

Mid

Die Mitten, oft als Middle oder Mid bezeichnet, sind die charakteristischen Frequenzen der Gitarre. Hier lebt das Instrument und gerade im Zusammenspiel mit anderen finden sich Gitarristen meist am besten wieder, wenn die Mitten angehoben werden.

Bass

Die Bässe dienen als Fundament des Sounds und liefern das oft zitierte “low end”. Zu starke Bässe machen das Signal jedoch matschig und breiig – außerdem droht das Gitarrensignal im Zusammenspiel mit E-Bass und Schlagzeug zu verschwimmen.

Equalizer mit Bass-Einstellung

Reverb

Der Reverb gehört zu den am weitesten verbreiteten Gitarreneffekten überhaupt. Ob “real” durch Studioumgebungen produziert, als Effektgerät oder eben im Amp selbst – ohne den Hall-Effekt geht meist nichts. Clean und verzerrt liefert der Reverb dem Klang das notwendige Gewicht und die Räumlichkeit, auf das menschliche Gehör zu wirken. Sparsam eingesetzt, kann Reverb ein totes, langweiliges Signal in eine echte Freude verwandeln. Zu viel des Guten macht den Klang matschig und undefiniert.

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Kanalwahl – Clean, Crunch, Lead

Viele Gitarristen möchten in der Lage sein, in Live-Situationen schnell und ohne viel Reglerdrehen ihren Gitarrenverstärker einstellen zu können. Ob der ruhige Balladen-Part oder die sich steigernde Solo-Linie – schnell veränderbare Sounds machen den Amp erst wirklich live-tauglich.

Durch das Einrichten unterschiedlicher Kanäle liefern Röhrenverstärker genau das. Die häufig mit Bezeichnungen wie Clean, Crunch und Lead benannten Kanäle liefern einen jeweiligen Grundsound, der sich ohne weiteres anpassen lässt. Oftmals bieten die einzelnen Kanäle auch voneinander unabhängige EQ-, Gain- und Volume-Einstellungen. So lassen sich perfekt personalisierte Sounds auf Knopfdruck schalten.

Gitarrenverstärker einstellen – Das TubeAmpDoctor Fazit

Die Möglichkeiten, den eigenen Gitarrensound per Röhrenverstärker zu verändern und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, sind enorm. Ganz ohne Effektgeräte lassen sich Verzerrung, Equalizer und Co. verändern, um in unterschiedlichen, musikalischen Umgebungen zu harmonieren.

TAD Amp-Kit Brownface 20, 6G3 Style Amp-Kit

Jeder Verstärker und jedes Instrument ist anders – daher ermutigen wir jeden Gitarristen dazu, mit dem eigenen Equipment zu experimentieren. Der Weg zum perfekten Sound ist lang und noch ist ihn kein Gitarrist bis zum Ende gegangen. Dabei sollte der Spaß jedoch immer im Vordergrund stehen, auch wenn einmal nichts klingen will – schließlich heißt es “Gitarre spielen”, oder?
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Bildquellen:
Beitragsbild: © sakhorn38 – stock.adobe.com
E-Gitarre, diverse Verstärker: © Zen Duder – stock.adobe.com
E-Gitarrenverstärker, Nahaufnahme der Regler: © Gudellaphoto – stock.adobe.com
3-Band-Equalizer, Nahaufnahme: © tarasov_vl – stock.adobe.com
Equalizer, Bass-Regler im Fokus: © ARCTERA – stock.adobe.com
Verstärker – Kanalauswahl (Clean, Crunch): © warin – stock.adobe.com